Klassisch rechts

TirolSchön zu sehen, daß in Österreich wieder Ruhe eingekehrt ist. Nachdem die Flüchtlingskrise dank des Abkommens mit der Türkei jetzt aus den Tageszeitungen und -ordnungen verschwinden kann – und die Flüchtlinge selber hinter den Balkan, wo sie leichter zu ignorieren sind – hat man endlich wieder Zeit sich um die wichtigen Dinge im Lande zu kümmern. Zum Beispiel um die Frage ob Mörtel Lugner doch noch antreten darf. Um das drohende Heraufziehen des nächsten Song Contest. Und um Tiroler Werbefilmchen.

Es wurde nämlich bei der neuesten Angelobung der neuesten Tiroler Bürgermeister ein Imagefilm des Landes gezeigt, wahrscheinlich damit die auch alle wissen wofür sie ihren Kopf hinhalten müssen, im Notfall. Zu schönen Bildern gehört schöne Musik, hat man sich gedacht, und dafür eine Komposition von Franz Liszt herangezogen. Das wäre jetzt nicht weiter schlimm, hätten nicht vor so 80 Jahren die Nazis im Bezug auf ihre Rußlandpropagandafilme ähnliche Ideen gehabt.

Und schon haben sich genügend Empörte gefunden, die diese Mißstandsmücke zu einem Elefanten aufgeblasen haben, der dann im Porzellanladen der zuständigen Landesabteilung ordentlich Panik verbreitet hat. Soviel Panik, daß verlautet wurde man werde in Zukunft “..bei der Musikauswahl höchst sensibilisiert und achtsam vorgehen…”; wahrscheinlich heißt das man wird in Zukunft nur mehr Eigenkompositionen hören. Aus der gleichen Panik heraus wurde das Video sicherheitshalber auch gleich eingestampft.

Der Kiebitzer greift sich an den Kopf: Echt jetzt?

An die Landesregierung in Tirol: Es ist heutzutage technisch durchaus möglich, die Tonspur eines Videos auszutauschen ohne gleich ganz von vorne anfangen zu müssen. Passiert bei jedem James Bond Film der in Tirol ins Kino kommt. Und um das Geld das man sich bzw. dem Steuerzahler dabei gespart hätte, hätte man sich einiges an Rückgrat leisten können – das hätte die Steuerzahler, die das Ersatzvideo bezahlen dürfen, sicher langfristiger gefreut. Du liebe Güte – Fehler passieren halt.

An die Empörer vom Dienst: Könnten wir das mit dem Erwachsenwerden ein bissi vorantreiben, ja? Nach 80 Jahren sollte man wirklich schön langsam Abstand gewinnen. Oder sind Sie auch dafür Braunau zu schleifen und alle Schäferhunde einzuschläfern? Weil Adolf und so. Überhaupt wo Franz Liszt selbst über jeden Verdacht erhaben ist, weil der zur Zeit des 2. Weltkrieges schon 50 Jahre tot war. Und selbst wenn dem nicht so wäre, hieße das nicht unbedingt irgendwas – den Wagners hat deren größter Fan aller Zeiten ja auch nicht geschadet.

Immerhin, der Kiebitzer hat aus dieser Affäre etwas über die rechte Szene in Österreich gelernt. Er hat schon gewußt daß es die gibt, dafür braucht man sich ja nur die letzten Wahlergebnisse anschauen. Aber er hatte doch keine Ahnung was da auf einschlägigen Parties aus den Lautsprechern dudelt. Klassische Fanfarenklänge von Franz Liszt. Wer hätte das gedacht!