Prinz aus Graz

SteiermarkWer kennt sie nicht, die emails von den nigerianischen Prinzen, Geschäftsmännern oder Expräsidentengattinnen, jene wo besagte Leute einem ganz uneigennützig und einfach so Millionen schenken wollen. Man denkt sich seinen Teil dabei und schiebt sie in den Spam Ordner.

Ganz ähnlich geht es gerade einem unbekannten Wohltäter aus Graz, der der Stadt für eine ganz bestimme Sache 20.000 EUR schenken möchte. Einfach so, nur schenken. Und die Stadtregierung winkt ab und möchte mit der Sache nichts zu tun haben.

Die Sache, um die es geht, ist der Grazer Kinder Mobiler Notdienst (KiMoNo), im wesentlichen ein Wahlarzt für Notfälle am Wochenende. Der wurde vor einiger Zeit mit der Pensionierung des zuständigen Arztes eingestellt und soll so schnell wie möglich wiederbelebt werden. Insofern ist man sich einig, worüber man sich nicht einig ist, ist – eh klar – das liebe Geld, weil wer arbeitet schon gerne umsonst. Und anscheinend ist der Betrag von 20.000 EUR, die der Grazer Prinz zuschießen möchte das letzte, was der Wiedereinführung des KiMoNo im Wege steht.

Das, und die vier Beteiligten auf der anderern Seite, die sich gegenseitig den schwarzen Peter zuschieben um, wie es sich in Österreich so gehört, ja keine Verantwortung übernehmen zu müssen. Im Detail läuft gerade folgendes ab: Der eigentlich zuständige Gesundsheitsstadtrat sagt, um eine Schenkung (dieser Größe?) anzunehmen, braucht es einen Gemeinderatsbeschluß. Der Grazer Bürgermeister winkt diesbezüglich ab, er möchte sich nicht in interne Ärzteangelegenheiten einmischen. Gut, wenn die Stadt Graz das Geld nicht will, gibt man es halt an einen der anderen drei Akteure, aber die zieren sich auch mit allen möglichen Ausreden:

Der Gesundheitsfonds des Landes Steiermakr sagt, es wäre eh nett, aber wo das Geld gerade für ein Jahr reicht, braucht man gar nicht erst anfangen. Auch die steirische GKK möchte lieber eine langfristige Lösung; auf die Idee, daß man jetzt ein Jahr länger Zeit hätte, eine solche zu erreichen, kommt man lieber nicht. Und die Ärztekammer will sowieso einen höheren Pauschalbetrag für ihre Honorare.

Der Kiebitzer greift sich bei so viel behördlichem Starrsinn an den Kopf und fragt sich, ob die alle deppert geworden sind. Interessant auch, daß offenbar niemand an die Kinder denkt, vom edlen Spender einmal abgesehen. Der Kiebitzer ist jetzt kein Fan eines spendenfinanzierten Gesundheitssystems, wofür haben wir schließlich Steuern. Langfristig wichtige staatliche Leistungen zu privatisieren, kann nur in die Hose gehen, und das letzte, was wir in Österreich brauchen, ist ein Amerikanisches Gesundsheitssystem. Trotzdem, den alten Stammbuchspruch sollte man nicht vergessen:

Will dir jemand etwas schenken, sage Dank und nimm es hin …
… man kann es ja jederzeit weitergeben, ohne viel Bedenken.