Status Quo

Da liest der Kiebitzer neulich in der Zeitung, daß Gesundheitsminister Stöger Abtreibungen flächendeckend (auch) in Spitälern durchführen lassen möchte, zusätzlich zu einem allfällig vorhandenen Angebot von niedergelassenen Ärzten. “Ja, eh, und?” denkt sich der Kiebitzer. Und dann steht, daß es eigentlich eh ganz gut funktioniert, nur in Vorarlberg und Tirol wäre man diesbezüglich noch hinten nach. “Und? Dann führen wir das halt ein”, denkt sich der Kiebitzer und will schon virtuell weiterblättern, aber da fällt ihm die Aussage des Vorarlberger Gesundheitslandesrates dazu ins Auge. Ein Herr Bernhard von der ÖVP behauptet da mehr oder weniger, daß das gar nicht in Frage komme, schließlich gäbe es weder eine Geschichte noch eine Tradition von Abtreibungen in Vorarlbergs Krankenhäusern; und überhaupt glaubt er daß eh alles paßt und daß seiner Meinung nach ruhig alles so bleiben kann wie bisher.

Und schon ist der Kiebitzer auf 180. Man kann zu Abtreibungen stehen wie man möchte. Man kann eigentlich zu allem stehen wie man möchte, obwohl es Ansichten gibt, die, öffentlich verkündet, langfristig gesünder sind als andere – schon überhaupt für Leute in einem öffentlichen Amt. Aber das ist jetzt Nebensache, darum geht es dem Kiebitzer im Moment überhaupt nicht.

Es geht ihm um dieses gottverdammt selbstverständliche “Des homma immer schon so g’mocht, was Neichs brauch ma net.”

Jedesmal wenn das in irgendeiner Diskussion um Neuerungen oder auch nur Änderungen auftaucht, geht dem Kiebitzer das Geimpfte auf, wie man so schön sagt, und er hat dann immer zwei Reflexreaktionen: Erstens, die betreffende Person mit einem Stempel “lernresistent” zu versehen, sie in die entsprechende Ecke zu stellen, und zu hoffen, mit ihr nie wieder etwas zu tun zu haben. Und zweitens sich zu fragen, wie es der Affe überhaupt von seinem Baum heruntergeschafft hat, da oben gab es sicher die Tradition oben zu bleiben. Wenn solche Meldungen dann noch von Politikern kommen – egal welchen Couleurs – dann ist es sowieso aus für den Kiebitzer.

Noch einmal ganz langsam und deutlich für den Herrn Bernhard und wer auch immer derartigem “paßt scho” Gedankengut nahesteht:

Meine Herren, Sie wurden nicht gewählt um den Status Quo des Stillstandes zu verwalten und sich hilfesuchend an Ihrem Sessel festzuklammern. Sie wurden auch nicht gewählt um den Titel des Lieblingsschwiegersohnes Österreichs einzufahren (Der ist schon seit ein paar Jahren vergeben). Sie sitzen wo Sie sitzen um zu gestalten, zu verändern, zu verbessern, nötigenfalls auch gegen die gerade gefällige Mehrheitsmeinung von anderen “paßt scho” Mitläufern.

Schauen wir ob’s was hilft… Dem Kiebitzer geht’s jetzt auf alle Fälle besser. Und vielleicht schafft er es ja auch, so mittelfristig, sich keine dummen Fragen mehr zu stellen, wie zum Beispiel: “Wieso geht in Österreich bloß nix weiter?”