Skandalfabrik Österreich

Surft der Kiebitzer dieser Tage auf die Seiten österreichischer Tageszeitungen, springt ihm ein Skandal nach dem anderen entgegen, alle total verschieden und doch wieder irgendwie gleich.

Im Burgtheater geht es drunter und drüber. Das Geld ist weg, die Verantwortlichen anscheinend auch, weil die, die noch da sind, haben nichts falsch gemacht. Hartmann fühlt sich auf alle Fälle nicht verantwortlich, verständlicherweise, so als Direktor kann man ja auch nicht von allem und jedem einen Tau haben, das würde nicht einmal der Kiebitzer erwarten.

Prüfungsdaten stehen unverschlüsselt und mit Schild “zur freien Entnahme” versehen irgendwo im Netz. Eh schon länger, und das weiß man auch schon länger, aber da daran die rumänische Tochterfirma irgendeines ausgelagerten Subunternehmers schuld ist, glaubt man zumindest am Bifie nichts falsch gemacht zu haben. Wahrscheinlich hat man gedacht, daß im Ostblock eh keiner Deutsch kann, also isses wurscht was mit den Daten passiert. Gut, die Leute am Bifie müssen ja nichts von Bildung verstehen, geschweige denn selber eine haben – dafür werden die ja nicht bezahlt.

Nicht einmal im Sport geht alles sauber zu, Stichwort Olympia. Einer unserer Langläufer – wohl auch nicht der schlechteste – wurde des EPO Dopings überführt. Und das Eishockey Team kann zwei Tage vor einem wichtigen Match locker flockig und vor allem feuchtfröhlich die Nacht zum Tag machen. In beiden Fällen fühlt sich das ÖOC nicht zuständig, man hat den Herren die stimulierenden Mittelchen ja nicht zwangsweise eingeflößt. Daß durch Wegschauen, Gruppenzwang und falsche Erwartungen das Umfeld zumindest eine Mitschuld trägt, kann man der regierenden Altherrenriege wohl nicht beibringen.

Und zu guter Letzt geht sogar der Opernball den Bach hinunter. Neuerdings gibt es nicht nur eine Mitternachts- sondern auch eine Faustkampfeinlage. Zumindest ist Richard Lugner an der diesjährigen Peinlichkeit nicht beteiligt; der war zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich gerade damit beschäftigt, seinen Stargast zu suchen, wer immer das auch war. Aber irgendjemand muß doch daran schuld sein, daß x-beliebige Anarcho-Prügelpiefke jetzt nicht mehr nur vor der Oper demonstrieren, sondern sich sogar schon Karten leisten und drinnen aufeinander losgehen können. Der Kiebitzer wartet auf alle Fälle sicherheitshalber auf eine saftige Preiserhöhung bevor er sich da hintraut.

Fazit: Keine Panik, alles beim Alten. In Österreich ist grundsätzlich niemand schuld, verantwortlich oder auch nur zuständig für irgendwas. Bis auf Herrn Dürr. Der hat sofort und ohne Umschweife zugegeben, Mist geschluckt zu haben. Daß er so seine Karriere ruiniert, dafür tut er dem Kiebitzer jetzt fast leid. Hätte er sich länger gewunden, von Nahrungsergänzungmitteln gefaselt, Mittäter erfunden, schlicht: die Verantwortung abgeschoben, hätte man ihn sicher irgendwo untergebracht, mittelfristig, unter Umständen sogar beim ÖOC. Schließlich funktioniert das bei Politikern und deren Handlangern schon seit Jahrzehnten: Falls da nach einer durchgestandenen Karriere in der man sich erfolgreich irgendwie durchgewurschtelt hat gerade kein Aufsichtsratsposten frei ist oder geschaffen werden kann, geht man halt ins EU Parlament und macht noch ein paar Jährchen so weiter wie vorher, selbstredend zu Höchstbezügen.

Also, der Kiebitzer wundert sich nicht, warum in Österreicht nix weitergeht…

PS: Warum der Kiebitzer den größten Skandal nicht einmal erwähnt? Weil über die Hypo zu schreiben ein Fulltime Job wäre – und den macht er nur bezahlt. Zu Höchstbezügen, selbstredend.