Ausgetestet

Österreich wird also am nächsten PISA Test nicht teilnehmen. Nur für den Fall, daß es wer noch nicht mitbekommen hat, PISA steht für Programme for International Student Assessment also Programm für Internationale Schüler Beurteilung; auf gut Deutsch ist das eine Art weltweite Matura für 15jährige deren Ergebnisse dann in einem Länderranking veröffentlicht werden. Schon seit Jahren gewinnen dabei immer die gleichen, es gibt also keine wirklichen Überraschungen.

Insofern ist es völlig wurscht, ob Österreich da mitmacht oder nicht, wir sind ja eh immer so auf Platz 20 – 30 vertreten, schön inmitten der anderen europäischen Staaten, wie sich das gehört. Ganz oben ist wie gesagt auch immer alles klar, die drei üblichen Verdächtigen – China, Japan, Korea – spielen Rochaden auf den ersten Plätzen, gelegentlich unter Beteiligung eines Außenseiters; und ganz unten tummeln sich die, von denen man auch sonst kaum etwas hört oder weiß.

Und daran wird sich auch nichts ändern. Weil es nämlich nicht darum geht, Geld ins Schulsystem zu pumpen – was Österreich eh nicht (vor-) hat – oder irgendwelche großartigen neuen Lehrkonzepte zu erfinden – wozu Österreich gar nicht fähig wäre – oder nur mehr die besten der besten auf unsere Kinder loszulassen – die paar Hanseln reißen das Ruder auch nicht mehr herum. Das Problem liegt nämlich völlig woanders, es ist systemimmanent und nennt sich “Stellenwert der Bildung”. Schauen wir uns doch an, wie das anderswo läuft:

Der Beruf, der in Ostasien – China, Japan, Korea – den höchsten gesellschaftlichen Status mit sich bringt ist der des Universitätsprofessors, egal an welcher Uni, wobei Tokyo University oder SNU (Seoul National University) in Japan bzw. Korea den höchsten Status haben. Der einzige Weg in China eine Umzugserlaubnis vom Land in eine Stadt zu bekommen ist, in einer höheren Schule aufgenommen zu werden. In allen drei Ländern ist die schwierigste Prüfung die man im Leben zu bestehen hat, die Aufnahmsprüfung für eine Universität. Eltern bezahlen Unsummen für Nachhilfeunterricht damit ihre Kinder in die besten Schulen gehen können, die sie dann bestmöglich auf die Uniaufnahmsprüfung vorbereiten, von horrenden Studiengebühren ganz abgesehen. Und das ist dort völlig normal.

Diese Einstellung Bildung und auch Intelligenz gegenüber muß sich ändern in Österreich. Da reicht es eben nicht, die Verpackung hübsch neu zu designen (Stichwort Neue Mittelschule), und dahinter gleich weiterzuwurschteln wie bisher. Da muss man eben das Niveau der Schüler an das der Matura anpassen und nicht umgekehrt (Stichwort Zentralmatura und Mindeststandards). Da braucht man eben mehr Förderung, nicht nur für die am unteren Ende der Skala, sondern – Skandal! – auch für die am oberen Ende, die man heute nach wie vor gerne alleine läßt, weil die “können des eh…”.

Bis das allerdings bis ganz nach unten durchgesickert ist und sich die Gesellschaft entsprechend verändert hat, braucht man noch ein paar Jahre. So lange kann man sich jede Art der internationalen Bildungsvergleiche eigentlich sparen. Leider sieht es so aus als wäre das Denken über eine Legislaturperiode hinaus in der österreichischen Politik verpönt. Das hat auch was mit Bildung zu tun, übrigens.