Essensverbot in der Wiener U-Bahn

Die Wiener U-Bahn hat ein Problem: Es stinkt. Angeblich. Insbesondere jetzt im Sommer, insbesondere in der U6, welche historisch bedingt nicht überall eine “U”-Bahn ist. Fahrgäste und Verkehrsbetriebe haben verschiedene Schuldige ausgemacht:

  1. zu viele alte und deshalb unklimatisierte Wägen,
  2. ein gewisses sommerliches miachteln von (immer den anderen) Leuten, sowie
  3. stark riechende Speisen, die während der Fahrt verzehrt werden.

Zu diesen gehören unter anderem Kebab, Leberkässemmeln und Burenhäutln, chinesische Nudeln und Sushi. (Sushi? Kleiner Tip aus Japan: Wenn’s stinkt – nimmer essen!)

Um dem Gestank Herr zu werden haben die Wiener Linien zwei Dinge gestartet: Eine Umfrage und eine Infokampagne. Bei letzterer wurde unter anderem ein schwarzes Schaf namens Rudi beim Dönerschnabulieren gezeigt – was die Wiener Gutmenschen umgehend auf die Palme gebracht hat. Weil wenn schwarze Schafe etwas Böses tun, dann ist das diskriminierend! Auch wenn es nur ein Cartoon ist. Armes schwarzes Schaf! Über kurz oder lang wird es wohl, von der PC Meute vor sich hergetrieben, den gleichen Weg gehen wie Negerküsse und -brot und der Mohr im Hemd… Aber gut, darum geht es hier nur am Rande.

Die zweite Sache, die Umfrage unter den Fahrgästen, ob es zu einem Verbot gewisser Speisen kommen soll, wurde dieser Tage beendet. Etwa zwei Drittel von über 51.000 Rückmeldungen stimmten dafür, das Essen in den U-Bahn Wagen gleich ganz zu verbieten. Der Kiebitzer hält das für die beste, weil eindeutigste Lösung; man spart sich damit jegliche Definition und Debatte zum Thema “geruchsintensiv”. Warum die Wiener Verkehrsbetriebe dafür eine Umfrage gebraucht haben, ist dem Kiebitzer zwar nicht ganz klar, aber vielleicht halten sich die Leute eher an Verbote die sie selbst (zumindest theoretisch) mitbestimmen durften.

Interessant in diesem Zusammenhang auch der Zeitrahmen für die Einführung des Verbotes: In der U6 darf ab 1. September nichts mehr gegessen werden, in den restlichen Linien ab 15. Jänner 2019. Wofür braucht man bei einem so einfachen und eindeutigen Verbot eine Vorlaufszeit von 5 (in Worten: fünf) Monaten? Sind die Wiener wirklich alle so deppert, wie der Rest Österreichs gerne glaubt? Oder muß man die entsprechenden Verbotspickerln und Plakate zuerst mit der Wiener Gutmenschenfraktion absprechen, damit die sich nicht wieder solidarisch diskriminiert fühlen?