Plakative Anzüglichkeiten

Ohne KategorieEs gibt also 6 Kandidaten für die Bundespräsidentenwahl in knapp einem Monat: 3 in den Parteifarben Schwarz-Rot-Blau, 1 Pseudo- und 2 wirklich Unabhängige. Nachdem die Sache nicht ganz unabhängig vom Wähler entschieden wird, kann man sich auf noch 4 Wochen Wahlkampf einstellen.

Das ist in Österreich eine relativ harmlose Geschichte: Man packt halt die üblichen staatstragenden Platitüden aus, die die Leute zwar in- und auswendig kennen, aber trotzdem immer noch hören wollen. Die Presse wird, je nach politischer Blattlinie,  entsprechend kommentieren, und am Ende wird es der Kandidat, der sich am wenigsten blamiert hat.

Soweit zur Theorie. Aber dieses Jahr ist alles anders: Da gibt es die eine große Unbekannte im Wahlkampf! Nein, nicht den Herrn Lugner, wer den nicht kennt, sollte gar nicht erst wählen gehen.

Es handelt sich um Frau Griss, eine Neueinsteigerin in der Politik. Soweit scheint sie das Parkett ganz gut zu meistern, obwohl sie nach wie vor unter einem gewissen Bekanntheitsmanko leidet. Nicht einmal die APA (*) scheint irgendetwas über sie zu wissen. Außer daß es sich um eine Frau handelt, die als solche auf ihr Aussehen Wert zu legen hat. Wie anders ist es zu deuten, daß die APA sich bemüßigt fühlt, die Meldung über die Präsentation des Grissschen Wahlplakates zu garnieren mit: “… die Kandidatin Griss […ist…] in einem hell gemusterten Blazer und mit Perlenkette zu sehen.”

Awa geh! Na, wenn sich die Kandidatin für ein Konterfei auf dem Wahlplakat entscheidet, wird sie irgendetwas anziehen müssen. Wir wählen schließlich nicht Austrias next Nacktmodel. Oder ist das jetzt die neue APA Nachrichtenschiene mit eingebautem Sehbehindertenservice? Das kann der Kiebitzer auch nicht so wirklich glauben, schließlich wurde bei den anderen zur Wahl Stehenden mit keinem Wort erwähnt daß “Der Kandidat trägt einen dunklen Anzug mit weißem Hemd und Schlips in Parteifarbe.” Aber das sind auch nur Herren, da weiß man eh was die so anhaben, nicht?

Gut, beim Plakat von van der Bellen wurde der ebenfalls anwesende Hund entsprechend gewürdigt. Das war offensichtlich ein Service für die Wiener – wer weiß was die sonst glauben was das vor dem gebirgigen Hintergrund für ein Viech ist…

(*) Austria Presse Agentur. Das sind jene Leute, die in Österreich Pressemitteilungen verbreiten, welche dann in der modernen Strömung des copy/paste Journalismus statt ordentlicher Recherchen die (online) Zeitungen füllen. Der Qualität dieser Meldungen nach zu schließen, beschäftigt die APA weder ausgebildete Journalisten, noch irgendjemanden der des Englischen mächtig wäre.