Rückgratlose und deren Gremien

SteiermarkAls der Kiebitzer gestern in der Früh die (online) Zeitung aufgeschlagen hat, hat er eine Watschn bekommen wie am Tag nach einem Doppelliter Heckenklescher: In der Steiermark gibt es jetzt 3 Großparteien, die Blauen haben es geschafft zu den beiden anderen aufzuschließen und so wahnsinnig lange hat es nicht einmal gedauert. Die FPÖ darf sich jetzt stolz als Arbeiterpartei bezeichnen (mit über 60% der Arbeiterstimmen), während sich die “Reformpartnerschaft” mit einem Totalminus von fast 18% verzagt die Wunden leckt.

Zumindest würde man sich letzteres so vorstellen, aber dem ist nicht so. Obwohl SPÖ-Voves vor der Wahl noch seinen Rücktritt angekündigt hat, sollte seine Partei unter 30% der Stimmen fallen, will er jetzt nach der Wahl nichts mehr davon wissen (was sind schon 0.7%?) und muß seine Parteigremien diesbezüglich befragen (die natürlich hinter ihm stehen). Schade daß er so gar nicht verstanden hat, daß das Gremium bereits am Sonntag getagt hat und ihm und seiner Partei mit einem Minus von satten 9% die Tür gezeigt hat. Herr Voves, auch wenn Sie’s jetzt ein bissi stressig haben, nehmen Sie sich doch ein paar Minuten Zeit und schlagen Sie in einem Wörterbuch Ihrer Wahl die (übertragene) Bedeutung des Begriffs “Rückgrat” nach. Vielleicht können Sie’s ja einmal brauchen. Und Ihre Parteigremien auch.

Ähnliches spielt sich in der ÖVP ab, wo Schützenhöfer seinen eigenen Gremien auch die Vertrauensfrage gestellt hat. Auch hier steht die Partei hinter ihm; mit dem kleinen aber feinen Unterschied, daß Schützenhöfer immerhin vor der Wahl das Rücktrittsmaul nicht aufgerissen hat. Zurücktreten hätte er trotzdem sollen. So wie Waltraud Klasnic, die bei der Wahl 2005 nach einem ähnlich hohen Verlust das Handtuch geworfen hat. Die wußte eben noch was Rückgrat heißt, auch ohne Hilfestellung von irgendwelchen Gremien.

Der Kiebitzer versteht diese Leute nicht. Sind die wirklich so blöd, daß die nicht mitbekommen, daß sich die Wähler nicht mehr länger verarschen lassen? Sich einen derartigen Verlust so schönzureden (60% sind immer noch für die Reformpartnerschaft) daß man danach ohne weitere Konsequenzen so weitermachen kann wie davor, grenzt fast schon – nein, das ist eine Kunst. Werden im Vorstand irgendeiner Firma die zwei Spitzenleute so abgestraft, würde man sagen, sie wurden zur Tür hinaus- und in die Pension hineingeprügelt. Auch ohne weitere Gremien zu befragen. Aber gut, vielleicht waren gerade nicht genügend Versorgungsposten frei für alle.

Immerhin, es ist das letzte Mal, daß so etwas passieren kann. Bei der nächsten Wahl in der Steiermark wird dann die FPÖ die stärkste Partei, so viel ist heute schon klar. Dann sind wir die unreformierbaren Idioten endlich los – die 5 Jahre halten wir noch durch.

Und was kommt danach? …

Na, gottseidank ist der Kiebitzer schon ausgewandert…