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Ein Titel für alle!

Ohne KategorieIn den letzten Jahren ist der Spruch “Handwerk hat goldenen Boden” leider ziemlich aus der Mode gekommen, und das obwohl ein guter Handwerker oft mehr verdient als Absolventen gewisser geisteswissenschaftelicher Studien. Die “Lehre mit Matura” hat sich als ziemlicher Flop herausgestellt, also sucht man nach neuen Ansätzen, Lehrberufe und Handwerkertum aufzuwerten.

Zu diesem Zweck wird angedacht, dass jene Handwerker, die die Meisterprüfung abgelegt haben, diesen Titel auch offiziell führen dürfen. Und was ist offizieller als sich den Meistertitel is praktisch abgekürzter Form in den Führerschein und Reisepass eintragen zu lassen?

So weit, so gut. Man hätte gleich von Anfang an damit rechnen können, dass ähnliche Begehrlichkeiten von allen Seiten kmmen. Die erste war die Landwirtschaftskammer, die die gleichen Ansprüche stellt, weil es schließlich auch für die Bauern ähnliche Abschlüsse gebe.

Der Kiebitzer findet die Sache einigermaßen lächerlich. Erstens weil ein Titel im Reisepass kein Schwein interessiert. Ausgenommen sind Ärzte, eventuell, das kann bei Langstreckenflügen mit plötzlichen Erkrankungen ganz praktisch sein.

Zweitens, weil international nicht einmal die Bedeutung unseres guten alten Dipl.-Ing. erkannt wird, den versteht man nicht einmal im preußischen Ausland. Da wird das mit dem Mst. oder wie auch immer nicht wirklich anders sein.

Und drittens, weil bei der inflationären Vergabe von irgendwelchen Pemperltiteln, die sich die Leute dann stolz (?) umhängen, die wirklich wichtigen (wie eben der von Ärzten) irgendwann keine Aussagekraft mehr haben. Genauso gut könnte man gleich bei der Geburt irgendeinen zufälligen Titel vergeben. Na hallo, da hätte man die österreichischen Adelstitel gar nicht erst abschaffen brauchen…

Schulreform Nummer…

RegierungDer Kiebitzer hat nicht mitgezählt, also ist er sich nicht ganz sicher wie viele Schulreformen er seit seiner Schulpflicht schon erlebt hat. Wahrscheinlich kann man großzügig sagen: Eine pro Bildungsminister wird schon hinkommen, mindestens. Da ist es nicht verwunderlich, daß unsere neue Bildungsministerin die Tradition diesbezüglich weiterführt.

Genauso weitergeführt wird anscheinend die Tradition des schnell einen Plan zusammenschustern den andere ausbaden dürfen. Den neuesten “Plan” kann man auf zwei Kernpunkte reduzieren:

1. Schulautonomie (Wo das hinführt, hat man ja bei den Unis gesehen…) Es hört sich grundsätzlich nicht so schlecht an wenn sich ein Direktor seine Lehrer selber aussuchen kann. Ob es andererseits der Qualität zuträglich ist die Klassenschülerhöchstzahl völlig abzuschaffen, ist mehr als fraglich. Und obwohl man einerseits die Autonomie fördert, schränkt man andererseits die Elternvereine ein – ob das so eine gute Idee ist kommt wahrscheinlich auf den jeweiligen Elternverein und dessen Mitglieder an.

Ganz besonders lustig, weil Punkt 1 irgendwie entgegengesetzt, findet der Kiebitzer die neuen

2. Schulcluster Das wäre ein Zusammenschluß mehrerer Schulen die alle an einem Strang ziehen sollen, so quasi damit man vom Kindergarten bis zur Matura (mindestens) seinen Bildungsweg vorgezeichnet bekommt, oder so. Na servas!

Das mag ja in Wien und Graz ganz praktisch sein, wo man zwischen 3 und 18 Jahren das eigene Grätzel schon heute nicht mehr verlassen muß. Aber am Land? Des Kiebitzers HAK beispielsweise hatte ein Einzugsgebiet von locker 100 km; bei der HTL im Kaff 20 km weiter waren es sogar noch mehr. Und die meisten Schüler beider Schulen kamen zu Kiebitzer’schen Zeiten aus einer der zahlreichen Hauptschulen in der Gegend. Dem armen Schwein das diesen Cluster verwalten muß kann man nur Glück wünschen – oder besser: Beileid.

Gut, in so einem Fall wird das eh keiner machen, der aus der Gegend kommt, geschweige denn mit irgendeiner dieser Schulen vorher schon zu tun hatte. Dafür wird nämlich eine neue Verwaltungsebene eingeführt, eine Art Puffer zwischen den Schulen und dem Landesschulrat. Und dieser Clusterleiter braucht dann sicher irgendwo ein Büro. Und am besten eine eigene Sekretärin. Und dann vielleicht noch… So schafft unser neuer Bundeskanzler also Arbeitsplätze: indem er neue Beamte einstellt. Kein Wunder, daß sich die Länder über die Reform freuen, kann man ja sicher ein paar bisher unversorgten Freunden ein paar gutbezahlte Posten zuschanzen…

Keine Reform ohne Verlierer, natürlich: Die Elternvereine wurden schon erwähnt, und an die Schüler wird naturgemäß gar nicht gedacht. Die Abschaffung der Klassenschülerhöchstzahl kann ja nur in die Hose gehen; ist es jetzt schon schwierig vor 25 hormongeladenen 16jährigen Geschichte, Biologie und Mathematik zu unterrichten, kann man das bei 36 gleich ganz bleiben lassen.

Und die Schulcluster sieht der Kiebitzer auch eher negativ, vor allem auf dem Land, wo es eh schon kaum Möglichkeiten gibt eine höhere Schule zu besuchen. Weil Argumente wie: “Aber mit der NMS in der Bezirkshauptstadt sind wir in einem Cluster, da ist alles aufeinander abgestimmt, das ist viel einfacher als in der AHS anzufangen…” ziehen bei Eltern die man gerne als bildungsfern beschimpft sicher mehr als “Ihr Sprößling hat ganz sicher das Zeug für Matura und Studium!”

Aber solange die SPÖ das Bildungsministerium innehat wird das nix mit der Begabtenförderung. Oder überhaupt mit irgendetwas das einer Bildungsförderung ganz allgemein auch nur nahekommt. Da schon lieber Durchschnittseinheitsbrei für alle, am besten noch von MO-Fr 8-18 Uhr in der rundum betreuten Gesamtschule für 0-18 Jährige. Schließlich geht Ideologie über alles, Genossen!