Über die Wirtssenschaft

Das Wirtschafts- und Wissenschaftsministerium sind jetzt also ein und dasselbe. Auch gut. Der Kiebitzer versteht die Aufregung diesbezüglich nicht so wirklich, handelt es sich hierbei doch nur um einen Schritt in jene Richtung, die schon vor 20 Jahren eingeschlagen wurde.

Damals wurden in Österreich nämlich die ersten Fachhochschulen eröffnet und händeschüttelnd und freudestrahlend verkündet, man würde jetzt endlich Absolventen produzieren, die die Wirtschaft auch braucht. Daß diese bis dorthin mit den bestehenden Uniabsolventen ein Problem gehabt hätte, wäre dem Kiebitzer zwar nicht aufgefallen, aber bitte. Der selbe Meilenstein brachte auch die Einführung der Studiengebühren mit sich, damals zwar nur für die neuen FH, weil man mit einem Mag. (FH) die ja eh sofort wieder drinnen hätte; aber über kurz oder lang, will heißen so 10 Jahre später, konnten auch die altehrwürdigen Unis und deren Studierende sich der Gebühren nicht mehr erwehren oder entgegenstreiken.

Und seit dem geht es bergab. Immer steiler, nämlich. Schon während des Kiebitzerschen Studiums gab es Probleme die Pflichtübungen ordentlich auszustatten, und nein, jetzt ist nicht von modernen Gerätschaften die Rede, sondern von simplem Verbrauchsmaterial. Aber es ist ja wesentlich ökonomischer, wenn die Assistenten halbe Tage damit verbringen, Reagenzröhrchen auszuschrubben… Daß besagte Assistenten für die Übungsbetreuung aus eklantantem Geldmangel nicht einmal bezahlt wurden, war da nur das Tüpfelchen auf dem i. Ein paar Jahre später, der Kiebitzer hatte Österreich schon erfolgreich verlassen, traf er seinen Diplomarbeitsbetreuer wieder, der gerade die Reise nach Spanien mit dem Auto angetreten hatte, die einzige Möglichkeit, seine beiden Studenten zur Konferenz mitzunehmen. Das jährliche Reisebudget für ihn, einen international anerkannten Wissenschaftler war damals schon mit einer ÖBB Fahrkarte Wien – Graz ausgeschöpft. 2. Klasse, versteht sich.

Aber für soetwas hat man ja mittlerweile die Universallösung gefunden, den Stein der Weisen sozusagen: Drittmittel. Den Mann der diese geniale Idee hatte, hat man sicher unter tonnenweise Orden für Verdienste um die Republik begraben… Man stelle sich vor: die Uni (und damit in weiterer Konsequenz der Staat) bezahlt gerade mal den Professor an der Spitze und vielleicht seine Sekretärin. Der Rest, Doktoranden, EDV Leute, Tutoren… werden vom Prof selber bezahlt, weil dafür hat er ja eh Drittmittel…

Daß das einen unglaublichen administrativen Aufwand bedeutet, ist wurscht – als Professor hast Du eh nur dann Zeit zu forschen, wenn Du es irgendwie doch noch auf eine Konferenz schaffst. Daß Professorenposten nach dem Forschungs- bzw. Publikationsvolumen vergeben werden, etwas was der erfolgreiche Kandidat in 90% seiner zukünftigen Arbeitszeit sicher nicht mehr machen wird, ist eine zynische Randerscheinung.

Daß das darüberhinaus bedeutet, daß nur unmittelbar wirtschaftlich verwertbare Forschung betrieben wird (werden darf?) ist auch wurscht – den Anschluß an ordentliche, breitaufgestellte und wirtschaftlich irrelevante Grundlagenforschung haben wir schon mit der Vertreibung der jüdischen Intellektuellen im 2. Weltkrieg freiwillig aufgegeben.

Daß man, gebetsmühlenartig und gleichzeitig, Österreichs geistige Elite als Basis für einen florierenden Wirtschaftsstandort beschwört, in die Förderung einer solchen aber unter gar keinen Umständen ordentlich investieren will, wirkt nur für im Österreichertum Ungeübte schizophren.

Aber gut, Ende des Suderns, jetzt wo das Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium in seliger Personalunion unter einem Dach vereint sind, kann man ja endlich Nägel mit Köpfen machen: Abschaffung sämtlicher (Geistes-) Wissenschaften, die keiner braucht (oder versteht). Für den Rest kommt eine ordentliche Studienplatzbewirtschaftung mit Studiengebühren diktiert von Angebot und Nachfrage. Bummelstudenten, die nach 5 Jahren keinen Magister (entschuldigung: Master) vorweisen können – bei der neuen Verschulung der Studien doch wirklich kein Problem – werden exmatrikuliert. Professorenposten werden direkt von Firmen besetzt und auch bezahlt, dann kann man sich die lästige Ansucherei um Drittmittel auch gleich sparen, der FWF hat eh kein Geld.

Danke liebe Regierung, gottseidank kommt endlich frischer WInd an die Unis – und wer weiß, in ein paar Jahren werfen die vielleicht sogar Gewinn ab…