Am Ball bleiben!

Eine Handvoll Leute (sind die denn immer noch nicht ausgestorben?) mit ewiggestrigen Ansichten (lediglich die Herkunft und Religion der Feindbilder wurde angepaßt) treffen sich also zum allgemeinen Schulterklopfen und sonstigem Vergnügen in der Hofburg. Nicht das erste Mal, sollte man erwähnen, aber trotzdem zieht sich mit einem Mal ein gewisser Fäkalgeruch durch Wien – der allerdings seinen Ursprung nicht in der Hofburg hat. Plötzlich und ganz unerwartet haben nämlich jene, die nicht eingeladen sind – und wahrscheinlich auf eine solche Einladung überhaupt keinen Wert legen – die Hosen gestrichen voll.

Allen voran die Mitglieder der Presse, die mit wohlmeinenden Artikeln auch noch den letzten Hinterwäldler (so nicht zur Veranstaltung eingeladen) vom bevorstehenden Grauen informiert: “Die Braunen treffen sich!! Dürfen die das?!” [Anm. des Kiebitzers: Ja, nennt sich Versammlungsfreiheit.] “In der Hofburg!!” [Anm. des Kiebitzers: Die als Kongreßzentrum offenbar frei zu mieten ist, das das richtige Kleingeld vorausgesetzt.]

Nach dem ganzen “cry wolf” der Presse muß die Polizei natürlich angemessen reagieren bzw. präventieren: Rein sicherheitshalber sperrt man die halbe Innenstadt, erteilt Vermummungsverbot, karrt Truppen, äh Einsatzkräfte aus dem ganzen Land heran, stellt Journalisten ein spezielles Escortservice zur Verfügung, und fühlt sich gut vorbereitet. Rückblickend darf man dann wohl davon ausgehen, daß gewisse Kollateralschäden auch geplant waren? Daß die zu Totalschäden gebrachten 11 Streifenwägen schon auf der Ausmusterungsliste standen, und die demolierte Polizeistation eh generalsaniert werden sollte? Die anderen Schäden fallen da locker unter Lehrgeld – gottseidank hat man das nächste Mal einen Grund noch mehr Leute auf zufällig in der Nähe stattfindenden Veranstaltungen zu filzen – rein sicherheitshalber, versteht sich.

In der Affäre sehr schön hervorgetan haben sich auch die Grünen. “Unsern Haß könnt ihr haben” liest man auf einer grün gesponserten Webseite. Nein, Moment, nicht wirklich gesponsert – man hat das Ding rein zufällig mal aufgesetzt und dann prompt allen, jedem und gleichzeitig niemandem das Paßwort dafür gegeben. Wie sonst kann man öffentlich behaupten daß man nichts für den Inhalt der Seite kann? Das ist entweder Naivität, Dummheit – oder eine eiskalt gelogene Schutzbehauptung, die offensichtlich sogar die Toleranzgrenze der Frau Glawischnig überschritten hat.

Fazit: Es haben sich wieder einmal jede Menge Leute im Fettnäpfchenbad den Platz streitig gemacht:

Die Polizei, weil sie Straßenschlachten trotz Großaufgebots nicht verhindern konnte oder vielleicht nicht verhindern wollte?
Das Linke Lager – die Grünen mit eingerechnet – die sich zwar Toleranz und Freiheit auf ihre Fahnen heften, diese aber nach wie vor nur für dem eigenen Gedankengut gleichgeschaltete Gesinnungen gelten läßt und auch von Frieden nicht so wirklich eine Ahnung hat.
Die Presse, die eine Mücke zum Elefanten aufgeblasen hat, wo es viel besser gewesen wäre objektiv zu berichten – oder ganz einfach zu schweigen. Wieviele Leute hätten wohl sonst vom Ball gewußt?

Die Leidtragenden sind die Demonstranten, jene die friedlich und völlig rechtens für ihre Meinung “das paßt mir nicht” eintreten wollten. Schade, daß man die über den Lärm der zersplitternden Schaufenster nicht mehr hören konnte, und daß man ihnen wahrscheinlich auch weiterhin nicht zuhören wird. Von jenen, die unbeteiligt zum Handkuß gekommen sind und die Scherben aufräumen dürfen, redet eh längst keiner mehr.

Und wer freut sich? HC und Konsorten, die sich ob der herrlichen Publicity wahrscheinlich noch längere Zeit gegenseitig gratulieren werden. Und während sie das “Wir ham ja gar nix g’macht” Gesicht in die Kameras halten, sich in Wahrheit über die Ablenkung freuen und im Hintergrund an der nächsten Hetzkampagne basteln.

Gut gemacht, alle miteinander!