Feindliche Frauenbilder

VorarlbergIm Zuge der anhaltenden Flüchtlingskrise und ganz besonders nach den Vorfällen in Köln wird eingehend über das Frauenbild diskutiert, das alle Flüchtlinge aus den islamischen Staaten so mitbringen sollen. Von rückständigen patriarchischen Einstellungen ist da die Rede, die von “Frau an den Herd” bis hin zu Gewalt und Einschüchterung reichen.

Aber aber, keine Panik! Der Kiebitzer kann versichern, daß die Flüchtlinge keinen negativen Einfluß auf das hiesige Frauenbild haben werden, ganz im Gegenteil, sie werden sich hier wie zuhause fühlen. Wenn nicht überall, dann zumindest in Vorarlberg. Hier die Sachlage:

In der Gemeinde Egg war man auf der Suche nach einem neuen Bürgermeister. In der lokalen Bürgerliste, die 23 von 24 Sitzen im Gemeinderat inne hat, hat man sich schließlich auf die 35jährige Carmen Willi geeinigt. So weit so gut, bis Frau Willi schließlich einen Tag vor der Wahl das Handtuch geworfen hat.

Der Grund? Drohanrufe. Anonyme, selbstverständlich, weil Leute die soetwas machen sich dabei zwar gerne einen runterholen, aber für eine persönliche Meinungsäußerung nicht genug Eier haben. ‘Tschuldigung, aber bei so etwas geht dem Kiebitzer das G’impfte auf…

Zurück zum Thema: Der Grund für besagte Drohanrufe war anscheinend nicht die Tatsache, daß es sich um eine Kandidatin gehandelt hat, schließlich war der vorangegangene Bürgermeister von Egg auch eine Frau. Allerdings hatte die den Vorteil mit Mitte 50 längst über den Verdacht der kleinen Kinder erhaben gewesen zu sein, während Frau Willi gleich drei davon zuhause hat. Und als Mutter mit 3 kleinen Kindern hat man jeden Anspruch auf ein Berufsleben, insbesondere in einer Führungsposition, für die nächsten 20 Jahre aufzugeben, nicht?

Also für den Kiebitzer wäre das ein Pluspunkt. Jeder der einmal versucht hat mehrere Kinder auch nur einen Tag lang zu bespaßen weiß was man da können und vor allem aushalten muß. Da schupft man so eine kleine Gemeinde mit links.

Davon abgesehen lebt Frau Willi ja nicht in einem Vakuum; 3 Kinder materialisieren sich nicht einfach so, da war im allgemeinen immer noch ein Mann beteiligt. (Falls nicht: Vergessen Sie den Bürgermeister und gründen Sie eine neue Religion!) Und Männer haben im allgemeinen auch zwei Hände, universell einsetzbar zum Windeln wechseln, Lego bauen, Flascherl wärmen, Bilderbuch umblättern… Wenn der Herr Willi das macht oder sonst jemand sich dazu bereit erklärt (Kinderbetreuung gibts nicht in Vorarlberg?), dann ist das schon in Ordnung, weil wie diese Familie ihr Privatleben organisiert, geht keinen was an. Ja, wäre die Geschlechterkonstellation umgekehrt gewesen, Herr Willi könnte 30 kleine Kinder daheim herumwuseln haben und es würde keine Sau interessieren.

Aber vielleicht ist Vorarlberg ja anders. Vielleicht ist das ja einer der letzten Zufluchtsorte dieser speziellen Art der Maskulinität, deren Vertreter zwar mit Begeisterung und detailliertem Fachwissen Waschmaschinen, Geschirrspüler und Küchenherde reparieren können, aber sofort hilflos die Segel streichen wenn es um deren Bedienung geht. Das können eindeutig nur Frauen.

Soviel zum ach so modernen Frauenbild in Österreich. Zum Abschluß würde den Kiebitzer noch die Meinung der Drohanrufer zu den Flüchtlingen interessieren. Ablehnend, höchstwahrscheinlich. Verständlich, wer holt sich schon gerne Konkurrenz ins eigene Territorium…