Sommergespräch 16 in Gelb: Frank Stronach

Team StronachSie haben wieder angefangen, die sommerlichen Brot-und-Spiele Politveranstaltungen, die der ORF Sommergespräche nennt. Der Kiebitzer wird sich die auch anschauen und sein Scherflein zur Unterhaltung der Österreicher beitragen, wie gehabt.

Leider war das erste Sommergespräch dermaßen inhaltsleer, daß der Kiebitzer Mühe hatte, irgend etwas Kommentierbares zu finden. Naja, einen Versuch ist es wert. Es gibt auch ein neues Gesicht auf der Journalistencouch: Susanne Schnabl. Die hatte Frank Stronach vergleichsweise gut im Griff, aber unter dem Versuch ihn auf Linie zu halten hat die Substanz grob gelitten.

  • Über das Team Stronach

Frank Stronach findet, daß seine Abgeordneten das Beste aus der Sache machen, scheint aber mit seinem Klubobmann Lugar nicht immer einer Meinung zu sein, obwohl er andererseits  andere Meinungen durchaus zuläßt. Da liegt wohl der Hund begraben: Eine Partei ist ein Zusammenschluß von Leuten die sich ideologisch nahestehen, und nicht nur einen 9-5 Job machen für den sie (gut) bezahlt werden. Und wenn man nicht einmal innerhalb der Partei an einem Strang zieht, kann man auch keine anderen überzeugen. Interessant auch, daß Stronach vom Mittel des Parteiausschlusses nie etwas gehört hat und glaubt, man müsse Mandatare eine ganze Legislaturperiode lang durchfüttern.

  • Die Politik hat sich selbst lahmgelegt, die streiten nur.

Das ist nicht völlig unrichtig; allerdings ist es durchaus interessant, daß ihm trotzdem als erstes der Weg in die Politik eingefallen ist, als er angefangen hat, sich um Österreich ein bisserl Sorgen zu machen.

  • Man muß Schutzzonen errichten wo die Leute sind

Das ist grundsätzlich eine gute Idee, nur leider ist der ganze Nahe Osten wo die Flüchtlinge herkommen, dermaßen instabil, daß sich das eher wie ein Hohn anhört. Und wie gut UNO/Nato Schutzzonen sichern können wenn es darauf ankommt, wissen wir ja seit Srebrenica.

  • Die Finanzwirtschaft hat die Firmen gepusht zu mehr Profit […] die Firmen haben die Arbeiter verraten

Als erklärter Wirtschaftsmann muß Stronach wissen, daß man eine Firma primär deshalb aufmacht, um Geld zu verdienen, und nicht, um die Arbeiter glücklich zu machen. Aber er hat durchaus Recht, heutzutage möchten viele Investoren am Ende des Jahres lediglich ein Plus auf ihrem Dividendenkonto sehen, egal was das (andere Leute) kostet.

  • Ich kenne die [CETA/TTIP] Verträge nicht, wenn ich die nicht kenne, kann ich mich nicht festlegen

Eine weise Aussage! Das Problem ist nur, daß wohl keiner die komplizierten Verträge ordentlich kennenlernen wird bevor es zur Abstimmung kommt. Aber mit ein bißchen Glück (oder Pech, je nach Standpunkt) ist zumindest TTIP nach der US Wahl vom Tisch.

  • Es fehlt etwas wo man aufschauen kann und sagt: Das sind anständige Leute, so soll’s gemacht sein

Wenn er schon von Schulen spricht: Wenn Hofer Bundespräsident wird, dann hängt sein Bild in passender Aufschauhöhe in jeder Schulklasse. In zwei Jahren wird HC Strache dann Kanzler, da kann man sein Konterfei gleich dazuhängen. Und dann wird Bundeshymne gesungen, jeden Tag gleich in der Früh. Und ganz ohne Weiber! Jawohl!

TOP Meldung:

  • Ich hoffe, ich habe das Denken der Österreicher etwas angeregt.

Kein Kommentar…

NO-NA-NET Meldungen:
(Kleinigkeiten ausgetauscht, und es könnte von jedem kommen.)

  • Wenn die Wirtschaft nicht funktioniert, dann funktioniert nichts.
  • Die Menschen möchten die Wahrheit hören. (But can they handle the truth?)
  • Die Politik hat versagt.
  • Ich versuche alles zu vereinfachen.
  • So kann es nicht weitergehen.

FLOP Meldung:

  • Wir haben keine Demokratie in Österreich.

Bei seiner demonstrierten Unkenntnis der österreichischen Polit- und Wahllandschaft sollte er derartige Aussagen besser bleiben lassen.

FAZIT:

Das war das schwächste Sommergespräch das der Kiebitzer je mitverfolgen mußte. Frank Stronach hat zweifelsohne in seinem Leben viel erreicht, Enormes geleistet, und auch in Österreich einiges aufgebaut. Wenn man ihm allerdings hier so zuhört, fragt man sich nicht mehr, wieso sein Ausflug in die Politik gescheitert ist. Zwischen Egozentrismus (wir müssen über mich reden) und Opfersyndrom (ihr macht mich immer so schlecht) wurde ziellos herummäandriert, Fragen großräumig ausgewichen und keinerlei Substanz geboten. Ob das an einer Charakter- oder Altersschwäche liegt, sei dahingestellt, ist aber auch nicht wichtig.

Schade eigentlich. Frank Stronach ist eindeutig ein großer Mann, aber auch als solcher ist nicht jeder für eine Politkarriere geschaffen.