Letzten Dienstag in Wien: treffen sich da so 500 Leute um vor dem Parlament zu demonstrieren. Mit allem was dazugehört: Plakate, Sprechchöre… Gut, 500 Menschen sind jetzt keine Massenbewegung, aber es muß schon ordentlich was passiert sein wenn es den sonst so lethargischen Österreicher protestierenderweise vors Parlament treibt.
Welche weltbewegende Tragödie passiert ist? Na, es wird in Österreich das allgemeine Rauchverbot in der Gastronomie eingeführt, immerhin schon 2018. Wahnsinn, daß man den Zug überhaupt noch erwischt hat! Schauen wir uns die Demonstranten doch einmal näher an.
1) Gastwirte.
Anscheinend machen die neuerdings nur mehr mit Rauchern ihren Umsatz. Da kann der Kiebitzer ja fast froh sein, daß man ihn und seine nichtrauchenden Freunde nach den Sturm Graz Spielen immer erst zur Sperrstunde hinauskomplimentiert hat…
Ernsthaft: er versteht den Ärger der Gastwirte auf die Legislative durchaus. Zuerst wird geschwafelt von “Freiwilligkeit” – als ob das je funktioniert hätte in der Wirtschaft – dann sind “bauliche Maßnahmen” verpflichtend und jetzt heißt es auf einmal: “Ja, wißt’s was, mach’ ma’s lieber doch ganz weg…” Man ist zwar als bekennender Österreicher einiges gewöhnt, aber da hätte sich der Kiebitzer auch verarscht gefühlt. Liebe Regierung: Die Geschichte dieses Rauchverbots ist nicht einmal ein Ruhmesfeigenblatt…
2) Raucher und deren Verbündete.
Der Kiebitzer hat durchaus auch seine Bedürfnisse und kann Entzugserscheinungen nachvollziehen. Aber bitte, was sind das für Leute, die es keine zwei, drei Stunden beim Wirten aushalten ohne zu pofeln? Stehen die auch in der Nacht zweimal auf um sich eine anzuzünden wenn der Nikotinspiegel zu sehr sinkt? Gehen die nicht ins Kino, fliegen nicht einmal nach Mallorca?
Davon abgesehen ist es ja nicht so als würde man die Leute beim Wirten in die Sessel schnallen und dort nicht mehr weglassen. Es steht jedem Raucher frei, aufzustehen und vor die Tür zu gehen um zu rauchen. Schließlich geht das privat durchaus: Wenn die Gattin das nicht möchte, verzieht man sich halt in den open-air Rauchsalon am Balkon.
Daß bei der ganzen Geschichte den Nichtrauchern die Schuld zugeschoben wird, findet der Kiebitzer höchst unfair. Schließlich geht niemand in die Oper oder in eine Disko der das nicht möchte, oder verbringt seinen Wellness-Entspannungs-Urlaub in einem Kinderhotel. Als Nichtraucher hat man aber kaum die Möglichkeit in Lokale zu gehen in denen man nicht tiefengeselcht wird. Auch das Gesundheitsargument wird immer wieder pervertiert indem bemerkt wird, man würde als nächstes den Alkoholkonsum verbieten. Naja, wenn sich jemand neben dem Kiebitzer unbedingt eine private Leberzirrhose anzüchten will, ist das etwas anderes als wenn der gleiche jemand dem Kiebitzer den Doppelliter ansetzt. Aber so darf man nicht argumentieren, sonst bekommt man Aussagen wie die, die damals des Kiebitzers Englischlehrer gemacht hat: “Es gibt nichts intoleranteres als Nichtraucher. Mich stört’s nicht, wenn neben mir keiner raucht…”
3) Die Wirtschaftskammer.
Eine “Ehrenvolle Erwähnung” gilt dem dritten im Bunde der Demonstrierenden, der Wirtschaftskammer, die natürlich gegen das Gesetz ist, welche Überraschung. Es müssen schon verdammt große Gastwirte an verdammt wichtigen Stellen in dem Verein sitzen; wo sonst käme diese lächerliche Übergangsfrist von drei Jahren her? Sogar Volksbefragungen werden ventiliert, zugegeben, nicht von der Wirtschaftskammer, aber die ist wahrscheinlich nicht abgeneigt. Sicher, mach’ ma, gleich nach der einen, na, sie wissen schon, die mit dem Titel “Steuererhöhungen gefällig?”
Aber, es ist gut zu wissen, daß sich die Wirtschaftskammer für die echten, die großen Sorgen und Nöte ihrer Mitglieder einsetzt. Und nicht für so irrelevante Kleinigkeiten wie zum Beispiel in Wien, wo jetzt alle Geschäftslokale barrierefrei werden müssen. Das betrifft ja eh nur jeden der irgendwo 5 m^2 oder mehr für seine Firma angemietet hat. Für die paar Hanseln braucht es auch keine Übergangsfrist, die schaffen das locker bis zum Anfang nächsten Jahres.