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Die Zurückgetretenen: Landbauer und Schrott

TirolUdo Landbauer ist wieder da! Die Ermittlungen zur “Liederbuchaffäre” haben nicht schlüssig gezeigt, daß Landbauer von den Naziparolen gewußt hat, also sieht er sich selbst – und die FPÖ tut das natürlich auch – für völlig rehabilitiert und keinen Grund mehr, dem niederösterreichischen Landtag weiter fern zu bleiben. Sein Mandat wird ihm zurückerstattet, und er darf weiterhin – und in aller Unschuld – Landespolitik betreiben.

Was hat man auch anderes erwartet, derartiges kennt man ja zur Genüge. Allerdings hat man selten einen so schönen und direkten Vergleich wie dieser Tage. Es stellt sich nämlich die Frage was der Koalitionspartner in einem ähnlich gelagerten Fall so anstellen wird:

Gut, in der Causa Dominik Schrott geht es nicht um Naziverherrlichung, sondern um Freunderlwirtschaft, aber es hat halt jede Partei ihre Fachgebiete. Die ersten Vorwürfe – die über die getürkten Gewinnspiele auf Facebook – konnte Schrott noch abwehren, wohl auch, weil er dem unmittelbaren Dunstkreis unseres Kanzlers angehört.

Dann gibt es aber noch die zweite Geschichte mit der App die (anscheinend) nichts kann für einen Verein der (anscheinend) nichts tut und für die ein Bekannter Schrotts trotzdem 24.000 EUR bekommen hat (über Umwege durch eine Landesförderung). Die hat dem guten Schrott nach langem Hin- und Her und ausgedehntem Schweigen von Kurz doch noch das Tiroler Mandat gekostet. Schrott ist von allen öffentlichen Funktionen zurückgetreten.

Fragt sich für wie lange. Eine Prüfung der Förderung wurde eingeleitet (und wäre sowieso mit Ende September nötig gewesen), aber so etwas dauert ja nicht ewig. Und wenn nichts Ordentliches dabei herauskommt, und sich Schrott rehabilitiert fühlt – und die ÖVP natürlich auch – steht einer Rückkehr in die Tiroler Landespolitik nichts im Wege.

Sollte die ÖVP nicht wissen, wie man das öffentliche Interesse zukünftig von derartigen Affären ablenkt – einfach den Koalitionspartner fragen! Der hat ausgiebige Erfahrungen mit derartigen Einzelfällen.

Winterspiele

TirolIm Zuge der letzten Nationalratswahl vor gut einem Monat und ihres Nachbebens was die neue Parteienlandschaft in Österreich betrifft, ist es fast völlig untergegangen: Das Nein der Tiroler zur Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2026. Allerdings hat dieses Ergebnis in den Tiroler Landespolitikerkreisen für einige Katerstimmung gesorgt, und ganz weinerlich wurde dem Tiroler Bergvolk – insbesondere dem aus der Stadt – grobe Unvernunft bescheinigt.

Der Kiebitzer sieht das nicht so, ganz im Gegenteil: Die Tiroler haben sich nicht für dumm verkaufen lassen, dieses Mal zumindest. Alleine die Fragestellung war schon eine Frechheit:

Soll das Land Tirol ein selbstbewusstes Angebot für nachhaltige, regional angepasste sowie wirtschaftlich und ökologisch vertretbare Olympische und Paralympische Winterspiele Innsbruck-Tirol 2026 legen?

Da wurde also mit Begriffen wie nachhaltig und kleinere Spiele geworben, und Steuergeld sollten sie auch keines kosten.  Was heißt das überhaupt “kein Steuergeld”? Daß es nicht aus Tirol kommt, sondern aus Wien, dann paßt das schon? Dem Kiebitzer kann das ja wurscht sein, er zahlt eh keine Steuern egal wo in Österreich, aber derartige Kleinigkeiten sollte man schon vorab klarstellen, wegen der Glaubwürdigkeit und so.

Außerdem, hat eigentlich irgendwer sondiert, was der IOC von “Winterspielen billig” so hält? Und ob man mit einer derartigen Bewerbung nicht sofort aus der allerersten Runde gelacht worden wäre? Aber wer weiß, vielleicht hätte das die illustren Herren auch gar nicht gestört – solange die eigene Kassa klingelt, macht man sicher gerne öffentlichkeitswirksame Abstriche anderswo. Weil, daß sich die werten IOC MItglieder ihr Engagement nicht ordentlich vergüten lassen, irgendwie halt, kann man dem Kiebitzer nicht erzählen.

Dann gibt es aber noch einen ganz anderen Aspekt, der bei der ganzen Sache anscheinend überhaupt nicht berührt wurde: Wer weiß, ob es 2026 überhaupt noch Schnee gibt in Tirol! Schon heute werden Schilifte immer weiter oben gebaut, werden immer mehr Berghänge erschlossen, immer großere täler- bzw. gipfelübergreifende Schigebiete erlaubt. Und das alles für das liebste Hobby des Österreichers, der nichts Besseres mit seinem Weihnachtsurlaub anzufangen weiß, als im Stau zu stehen: Auf der Autobahn ins Schigebiet, vor dem Lift, auf der Piste, beim Aprésski und nocheinmal auf der Autobahn nach Hause. Aber Schifahren ist in Österreich ja sakrosankt, wehe dem, der da etwas Negatives sagt. Wege dem, der die Frage stellt “Wie lange noch?”

Es wäre wirklich dringend notwendig, damit aufzuhören, Gelder – insbesondere öffentliche – in den nächsten hochalpinen Schilift oder die nächste Bescheiungsanlage im Flachland zu stecken. Unabhängig davon, wie gut sich das in Politikerlebensläufen so macht. Stattdessen sollte man langsam damit anfangen, sich zu überlegen, welche Winteraktivität man den Massen schmackhaft macht, wenn es in wenigen Jahren keinen Schnee mehr gibt. Grasschifahren wird wohl nicht der große Hit werden. In einem muß der Kiebitzer den Klimawandelleugnern recht geben:

Der Klimawandel wird nicht kommen – er ist schon längst da! Höchste Zeit sich um ihn zu kümmern!

Bonzene Büsten…

TirolDaß der Ahnenkult in Tirol ziemlich ausgeprägt ist, ist ja nichts Neues und sollte eigentlich niemanden groß überraschen. Was sich aber die ÖVP diesbezüglich gerade geleistet hat – im wahrsten Sinne des Wortes – hat trotzdem über die Landesgrenzen hinaus Schockwellen ausgelöst.

Es geht um eine Bronzebüste des früheren Landeshauptmannes Eduard Wallnöfer. Gut, nachdem Wallnöfer anscheinend zu Lebzeiten recht beliebt war, kann man das durchaus machen. Ob das unbedingt 2,70 m überlebensgroß sein muß, darüber kann man streiten, das ist aber nicht wirklich der Punkt.

Bezahlt wird der Spaß von der Tiroler Landesgedächtnisstiftung, was sich grundsätzlich sehr passend anhört. Daß der Vorsitzende dieser Stiftung ausgerechnet Wallnöfers Schwiegersohn ist – naja, wenn der Beschluß von allen getragen wird, ist das auch gerade noch in Ordnung.

Ob es allerdings in Ordnung ist, dafür die stolze Summe von 130.000 EURO auszugeben, wird gerade in diversen Medien heftig diskutiert. 130.000 EURO für ein Denkmal auszugeben, wo gleichzeitig überall in Tirol eingespart werden muß und auch wird, ist schon ein starkes Stück. Kein Wunder, daß sich die Leute darüber aufregen. Noch dazu wo der Geldverschwendungs-Verantwortliche offensichtlich gerade nicht auffindbar ist – der sucht wahrscheinlich ein Paar größere cojones bevor er vor die Presse tritt.

Freundlicher Hinweis des Kiebitzers – auch ganz sicher umsonst: Bei der derzeitigen Stimmungslage im Land Österreich generell und auch im Land Tirol sollte man bis auf weiteres von derartigen Aktivitäten absehen. Das Volk hält im allgemeinen nämlich nicht viel von “Geld-aus-dem-Fenster-schmeiß” Aktionen. Es sei denn, das Volk hat gerade selber genug Kuchen…

Klassisch rechts

TirolSchön zu sehen, daß in Österreich wieder Ruhe eingekehrt ist. Nachdem die Flüchtlingskrise dank des Abkommens mit der Türkei jetzt aus den Tageszeitungen und -ordnungen verschwinden kann – und die Flüchtlinge selber hinter den Balkan, wo sie leichter zu ignorieren sind – hat man endlich wieder Zeit sich um die wichtigen Dinge im Lande zu kümmern. Zum Beispiel um die Frage ob Mörtel Lugner doch noch antreten darf. Um das drohende Heraufziehen des nächsten Song Contest. Und um Tiroler Werbefilmchen.

Es wurde nämlich bei der neuesten Angelobung der neuesten Tiroler Bürgermeister ein Imagefilm des Landes gezeigt, wahrscheinlich damit die auch alle wissen wofür sie ihren Kopf hinhalten müssen, im Notfall. Zu schönen Bildern gehört schöne Musik, hat man sich gedacht, und dafür eine Komposition von Franz Liszt herangezogen. Das wäre jetzt nicht weiter schlimm, hätten nicht vor so 80 Jahren die Nazis im Bezug auf ihre Rußlandpropagandafilme ähnliche Ideen gehabt.

Und schon haben sich genügend Empörte gefunden, die diese Mißstandsmücke zu einem Elefanten aufgeblasen haben, der dann im Porzellanladen der zuständigen Landesabteilung ordentlich Panik verbreitet hat. Soviel Panik, daß verlautet wurde man werde in Zukunft “..bei der Musikauswahl höchst sensibilisiert und achtsam vorgehen…”; wahrscheinlich heißt das man wird in Zukunft nur mehr Eigenkompositionen hören. Aus der gleichen Panik heraus wurde das Video sicherheitshalber auch gleich eingestampft.

Der Kiebitzer greift sich an den Kopf: Echt jetzt?

An die Landesregierung in Tirol: Es ist heutzutage technisch durchaus möglich, die Tonspur eines Videos auszutauschen ohne gleich ganz von vorne anfangen zu müssen. Passiert bei jedem James Bond Film der in Tirol ins Kino kommt. Und um das Geld das man sich bzw. dem Steuerzahler dabei gespart hätte, hätte man sich einiges an Rückgrat leisten können – das hätte die Steuerzahler, die das Ersatzvideo bezahlen dürfen, sicher langfristiger gefreut. Du liebe Güte – Fehler passieren halt.

An die Empörer vom Dienst: Könnten wir das mit dem Erwachsenwerden ein bissi vorantreiben, ja? Nach 80 Jahren sollte man wirklich schön langsam Abstand gewinnen. Oder sind Sie auch dafür Braunau zu schleifen und alle Schäferhunde einzuschläfern? Weil Adolf und so. Überhaupt wo Franz Liszt selbst über jeden Verdacht erhaben ist, weil der zur Zeit des 2. Weltkrieges schon 50 Jahre tot war. Und selbst wenn dem nicht so wäre, hieße das nicht unbedingt irgendwas – den Wagners hat deren größter Fan aller Zeiten ja auch nicht geschadet.

Immerhin, der Kiebitzer hat aus dieser Affäre etwas über die rechte Szene in Österreich gelernt. Er hat schon gewußt daß es die gibt, dafür braucht man sich ja nur die letzten Wahlergebnisse anschauen. Aber er hatte doch keine Ahnung was da auf einschlägigen Parties aus den Lautsprechern dudelt. Klassische Fanfarenklänge von Franz Liszt. Wer hätte das gedacht!