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Bewußte Ablehnung

RuelpserDas Klima in Österreich hat sich offenbar massiv verschlechtert. Auf einmal gibt es jede Menge Leute, die ihr rechtsradikales Gedankengut nicht nur mehr am Stammtisch in diversen Kellerlöchern von sich geben, sondern jetzt, im Zuge der Flüchtlingskrise nach oben geschwemmt, ihre Ideologie ganz offen und stolz zur Schau stellen. Vor 80 Jahren waren es die Juden, heute sind es die Ausländer, besonders die muslimischen. Wenn man sich die beiden folgenden Beispiele anschaut, kann man nur hoffen, daß es nicht schon zu spät ist, den Anfängen zu wehren…

Da gibt es zum Beispiel den Arzt aus Wien, der per Facebook verkündet, keine Asylanten zu behandeln. Seinen Kassenvertrag ist er mittlerweile los, da hatte er wohl mehr Cojones als Hirn; und nach einigen älteren Aussagen des Herren zu schließen, verwendet er die ersteren auch eher zum Denken als letzteres.

Und dann gibt es den Rechtsanwalt aus Linz, der brieflich bei der Anwaltskammer darum bittet, keine Ausländer mehr pflichtverteidigen zu müssen. Schließlich könne man das ihm, dem stolz rechtsorientierten, volks- und heimattreuen, auf gar keinen Fall zumuten. Nur so als Hinweis, falls sich jemand wundert: Der Mann ist keine 90, sondern höchstens halb so alt.

Dieses Exemplar scheint allerdings durchaus Hirn zu besitzen, sind seine Begründungen für die Ablehnung zumindest wohlformuliert. Er behauptet da beispielsweise, daß der verurteilte Ausländer “in keiner Weise davon abgehalten (werde), weitere kriminelle Taten in unserem Land zu begehen”. Na, wenn er seinen Job als Pflichtverteidiger so gut macht, daß man die Leute nicht mehr einsperren kann, ist das nicht wirklich ein Problem der betroffenen Ausländer.

Und dann sagt er noch, daß der Ausländer ein fehlendes Schuldbewußtsein habe, sich dem Unrecht seiner kriminellen Tat also nicht bewußt sei. Ah ja. Da erfährt man doch mehr über den geschätzten Herrn Anwalt als über die Ausländer, nicht? Weil, wenn so wie er das sagt, müßte das dann nicht für alle Ausländer, oder besser: Menschen, die sich im Ausland befinden, gelten? Logisch zu Ende gedacht, würde das dann nicht heißen, daß dieser unser Herr Anwalt, so wie er die Grenzen Österreichs überschreitet, wie in den guten alten Zeiten raubend, mordend und brandschatzend durch das Ausland zieht, weil man dort ja alle Hemmungen ablegen kann? Oder so?

Aber gut, in diesem spezifischen Fall muß man sich diesbezüglich sicher keine Sorgen machen. So heimattreu wie der sich gibt, fährt er im Urlaub bestenfalls nach Kärnten. Pilgerstätten gibt es dort ja zur Genüge.

Nichts sehen, nichts hören…

RuelpserErst heute hat sich der Kiebitzer das Profil Interview mit Bandion-Ortner zu Gemüte geführt. Hätte er das mal bleiben lassen, so muß er natürlich seinen Senf dazugeben. Die erste Frage die er sich gestellt hat war wie so eine Person auf so einen Posten kommen kann. Das müssen schon verdammt dicke Seile gewesen sein…

Der größte Aufreger war ja der Sager, daß in Saudiarabien nicht jeden Freitag geköpft würde. Bei 78 Todesurteilen (laut AI: mindestens) in den 52 Wochen von 2013 ist das schon rein statistisch nicht haltbar, in der Realität kann sie allerdings recht haben, es spricht ja nichts dagegen am Monatsende eine große zusammenfassende Show zu zeigen anstatt sich jeden Freitag die Hände blutig zu machen.

Auch bleibt es der Dame selbst überlassen, die schwarze Abaya als angenehm zu empfinden. Die Tatsache, daß frau in 2 Minuten ausgehfertig ist weil man ja eh nicht sieht was darunter ist, spricht ja durchaus dafür. Der Kiebitzer selber fühlt sich in Anzügen im großen und ganzen wohl, jedes Mal wenn er aus dem Haus geht möchte er sowas allerdings nicht anziehen MÜSSEN, aber immerhin hat man ihr mitgeteilt, daß das Vorschrift ist.

Was dem Kiebitzer an diesem Interview viel saurer aufgestoßen ist, war die unglaubliche Naivität (um nicht das Wort Dummheit zu verwenden), die dort zu Tage gefördert wurde, und so tief wurde nicht einmal gegraben.

Alleine die Unwissenheit, die Frau Bandion-Ortner über ihren Arbeitgeber Saudiarabien zur Schau stellt, ist schon ein Wahnsinn. Wie kann es sein, daß es an ihr spurlos vorübergegangen ist, daß Saudiarabien beschuldigt wird (seit Jahren, übrigens), die Al-Kaida und neuerdings IS finanziell und wohl auch anderweitig zu unterstützen? Auch daß dort Andersgläubige und Apostaten verfolgt werden und Atheisten neuerdings das Terroristenmanterl umgehängt bekommen, scheint sie nicht weiter zu kümmern, schließlich sind das ja alte Kamellen, und die normalen Saudis sind auch alle ganz lieb und nett und freundlich.

Da hat sie wahrscheinlich jene (religiösen) Idioten nicht getroffen, die ihr aufgrund eines falschen Chromosoms nicht einmal die Hand geschüttelt hätten. Aber dafür gibt’s ja die Ladys Nights mit den ganzen hochintelligenten und gebildeten Frauen des Staates. Die höchstwahrscheinlich irgendwo im Ausland ausgebildet wurden, und die, zurück in der Saudischen Heimat nur mehr in Damenkränzchen verkehren, nicht weil das unbedingt so super ist, sondern weil sie mit Männern nicht zusammentreffen dürfen. Auch die 30 Frauen in der Schura dürfen nur per Videokonferenz mit den 120 Männern des Gremiums verkehren (das übrigens nur ein beratendes Organ ist, die Macht des Königs ist absolut), und sie weiß wahrscheinlich auch nicht, daß Frauen grundsätzlich nur die Hälfte wert sind, zum Beispiel wenn es um Zeugenaussagen vor Gericht geht.

Darüber hinaus ficht Bandion-Ortner das Thema Sharia, Menschen- und Frauenrechte in Saudiarabien nicht weiter an, schließlich gibt es ja eh Dialog dort auch, und außerdem arbeitet sie ja hier, im vielgelobten Österreich.

Da drängt sich die Frage ja fast auf: Was macht die Frau denn so? Wenn man sich das Interview durchliest, scheint “Tue Gutes und rede darüber!” nicht das Firmenmotto zu sein. Da ist dann von unglaublich wichtigen Konferenzen und internationalen Workshops die Rede (In Argentinien? Wer wollte denn da Urlaub machen?) in denen man wahnsinnig heikle Themen bespricht (Bildung? Toleranz? Heikel?) und deren Ergebnisse man deshalb nicht an die große Glocke hängen könnte.

Der größte Witz in diesem Zusammenhang ist der Hinweis auf die kommende Konferenz der religiösen Führer Mitte November, die ja ein Sicherheitsrisiko darstellen würde. Für wen jetzt genau, bitte: Für Wien bzw. Österreich? Oder für die Leute die man dazu eingeladen hat? Heißt das, daß diese Leute Angst haben in Wien einen Vortrag zu halten? Nur um das klarzustellen: Das sind genau jene Leute von denen wir erwarten, daß sie sich vor diese Hau-drauf-und-Kopf-ab Prediger hinstellen und sagen: “Moment Kinder, so nicht!”

Es scheint, daß dieses ganze Institut dafür gegründet wurde, mit viel heißer Luft den Westen zu beschwichtigen und von der Tatsache abzulenken, daß alles so bleibt wie gehabt. Ein übliches politisches Konstrukt halt.

Und als Geschenk von Österreich gibt es eine Leiterin, die als weibliches Feigenblatt fungiert und so völlig desinteressiert an der ganzen Materie ist, daß ihr nicht einmal die wichtigsten Fakten bekannt sind.

Warum fällt dem Kiebitzer genau jetzt das Wort Fremdschämen ein…?

Alles wie gehabt

Es wurde wieder einmal gerülpst im rechten Lager Österreichs und, da dies einem angehenden (bzw. angehen wollenden) EU Parlamentarier passiert ist, wird sogar international (naja, in Deutschland halt) darüber berichtet. Es spricht der Spitzenkandidat der FPÖ für die anstehende EU Wahl von seinem zukünftigen Arbeitsplatz als Negerkonglomerat und Diktatur und von seinen zukünftigen Arbeitskollegen als einer Bande von Lobbyisten. Da sieht sich Herr Mölzer wohl als (einzige) Speerspitze der Integrität und Bodenständigkeit, und fürchtet sich schon einmal vorsorglich. Naja, er kann sich ja sicher von Herrn Strasser ein paar Ezzes holen bezüglich der Vorgangsweise…

Egal. Das interessante dabei, das noch niemandem aufgefallen ist, ist allerdings die kognitive Dissonanz die Herr Mölzer an den Tag legt. Jetzt einmal unter uns: Wer würde, wenn er so über einen möglichen Arbeitgeber denkt, da allen Ernstes noch eine Bewerbung hinschicken?

Aber gut, wahrscheinlich kommt man ohne einschlägige Vorschädigungen in der Politik eh nicht weiter, und schon gar nicht in der FPÖ. Sicherlich wird die Taktik mit diversen Anschuldigungen umzugehen, gleich am ersten Seminar für Parteieinsteiger gelehrt:
– Nach dem Mist bauen und dem öffentlichen Aufschrei kommt die Leugnungsphase. Extra Punkte je weiter die Erklärung, ja was ganz anderes gesagt zu haben, an den Haaren herbeigezogen werden muss.
– Gibt es Beweise, kann man immer noch zurückrudern. Extra Punkte je kreativer man erklären kann daß die Aussage ja eigentlich ganz anders gemeint war.
– Hört der Druck nicht auf, kann man sich ja entschuldigen. Extra Punkte je weiter das vom Hauptschauplatz ablenkt und einem Nebenschauplatz gilt.

Vor allem letzteres hat Herr Mölzer sehr gut gemacht. Er hat sich bezüglich des Negerkonglomerats entschuldigt (Bemerkung nebenbei: wäre ein Schwarzenkonglomerat politisch korrekter gewesen?), den Vergleich mit dem Dritten Reich hat er allerdings nicht nur stehen lassen, sondern sogar bekräftigt. Interessanterweise scheint dieser Vergleich in Österreich weniger Leute zu stören als der offene Rassismus. Einzig Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, kritisiert diesen Teil der Aussage angemessen scharf. So wahnsinnig weit sind wir anscheinend noch nicht gekommen seit der ordentlichen Beschäftigungspolitik 1991…

 

Nur so am Rande: Der Kiebitzer hat lange überlegt ob er dazu wirklich ein Kommentar schreiben soll, man muß gewissen Idioten ja nicht noch mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen, aber wieso soll er sich zurücknehmen, die anderen halten ja auch nix von Selbstzensur…