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Nepotismus kunterbunt

BurgenlandIst es nicht schön wenn die Parteien aller Couleurs und auf allen Ebenen der Regierung sich über ein Sachthema einig sind? Quer durch die Parteien feiert der Nepotismus fröhliche Urständ; damit die öffentlichen Gelder schön in der Familie bleiben, werden da (zukünftige) Gattinnen mit diversen Ämtern versorgt. Wie etwa Tierschutzbeauftragte, Referentin im Ministerium, Sozialreferentin in der Landesregierung…

Im letzteren Fall wird uns aus dem Burgenland mitgeteilt, dass die Auserwählte des Herrn Doskozil durchaus die nötige Kompetenz und Erfahrung für den Job mitbringt. Das ist erfreulich! Stellt sich die Frage, warum sich die Dame am freien Arbeitsmarkt (so viel es im Burgenland davon halt gibt) nicht behaupten kann oder möchte.

Aber gut, so eine frische Liebe, da möchte man jede Minute mit dem Partner verbringen. Daran wird es wohl liegen.

Update: Kaum möchte der Kiebitzer das online stellen, liest er in der Zeitung, dass die Dame den Posten doch nicht antreten wird. Weil: Sie wäre von den (negativen) Reaktionen völlig überrascht. Echt jetzt? Da kann es mit den PR-Erfahrungen ja nicht so weit her sein, wenn sie derartiges nicht vorhersehen kann… Immerhin hat sie im richtigen Moment doch noch so etwas wie ein Rückgrat gefunden.

Zweimal Absolute Mehrheit

BurgenlandKeiner weiß, wie das passieren konnte: Bei den Landtagswahlen im Burgenland hat die SPÖ doch glatt eine absolute Mandatsmehrheit eingefahren. 49,94% der Wähler stimmten für Rot, ein Wert, der den Rest der Partei anderswo gerade sehr, sehr alt ausschauen läßt. Noch immer gibt es keine Obmanndebatte, und Doskozil ist gut beraten, von der Bundespartei die Finger zu lassen, egal wie wackelig Rendi-Wagners Sessel auch scheinen mag.

Immerhin haben wir jetzt den Vergleich zwischen zwei Alleinregierungen in völlig konträren Parteifarben: Rot im Burgenland und Schwarz in Niederösterreich. Wer da wohl besser abschneidet?

Apropos Niederösterreich. Da hält sich die schwarze bzw. türkise Mehrheit ganz locker, mit 52,70% der Stimmen bei der Gemeinderatswahl fest in der Hand der ÖVP. Im Osten nichts Neues, also.

Unorthodox

BurgenlandIn einem kleinen burgenländischen Kaff gibt es eine kleine Gruppe von griechisch-orthodoxen Mönchen, die dort gerne langfristig seßhaft werden wollten und zu diesem Zweck ein Kloster bauen wollten. Wollten – das ist Vergangenheit, weil das Projekt vor ein paar Tagen endgültig abgeblasen wurde. Es gab nämlich nämlich zu viel Widerstand gegen das geplante Kloster. Allerdings nicht von den üblichen Verdächtigen: Die katholische Kirche hatte nichts dagegen, und auch von Seiten der Gemeinde gab es keine Einwände. Der Grund war gekauft und anscheinend schon gewidmet, und die Baubewilligung auch schon erteilt (anscheinend).

Gescheitert ist das Projekt am Widerstand der Gemeindebürger. Was genau an einem griechisch-orthodoxen, will heißen: christlichen, Kloster so furchteinflößend ist hat der Kiebitzer nicht ganz verstanden. Er ist zwar bekennender Atheist und will mit religiösen Vereinen nichts zu tun haben, aber so lange man ihn mit diversen religiös motivierten Schwachsinnigkeiten in Ruhe läßt, ist er durchaus für Religionsfreiheit.

Naja, egal. Das Kloster ist also tot – am dortigen Standort zumindest. Man kann ja immer noch woanders hinziehen, dorthin wo die Leute etwas offener sind. Man hört doch ständig davon, daß in Österreich rechts und links Klöster wegen Mangel an Mönchen zusperren müssen. Wieso nicht eines von denen übernehmen, renovieren und revitalisieren? Hat die Vorteile, daß die lokale Bevölkerung weiß was auf sie zukommt, daß es ein schönes altes Gebäude weniger gibt das dem Verfall (oder dubiosen Investoren) preisgegeben wird, und eine grüne Wiese muß man auch nicht zubetonieren. So angetan voneinander, wie sich die Vertreter der katholischen und griechisch-orthodoxen Kirche im Burgenland gezeigt haben, kann das ja kein Problem sein, oder?

Rote Koalitionspanik

BurgenlandSie steht, die neue Koalition im Burgenland. Die SPÖ bleibt am Ruder, der neue Juniorpartner FPÖ bekommt zwei Ressorts und darf in den nächsten 5 Jahren mitregieren. Und prompt regt sich in ganz Österreich das Mißfallen und ein Sturm der Empörung weht Landeshauptmann Niessl ins Gesicht.

Hauptsächlich weht der natürlich aus der SPÖ. Obwohl Faymann sich nobel zurückhält, sind sich seine Paladine nicht zu schade, sich im Burgenland einzumischen und gute Ratschläge zu geben, die auf ein: “Das dürfts ihr nicht” hinauslaufen. Ganz vorne steht Herr Häupl, der offensichtlich für seinen eigenen Posten fürchtet bei der anstehenden Wahl in Wien. Weil, so ein Präzedenzfall müßte ja dann in allen anderen Bundesländern gleich nachgeahmt werden, schließlich marschiert man in der SPÖ ausschließlich im Gleichschritt, mit der Hand auf dem sozialistischen Herzen.

Ähnliche Meldungen kommen von der Jungen SPÖ, die sich nicht entblöden mit Plakaten etc. demonstrieren zu gehen. Das ist irgendwo verständlich, fürchtet man wohl um die zukünftigen Posten in der Parteimaschinerie. Vielleicht könnte man den Youngsters ja ausrichten, daß Fortschritt immer Veränderung bedeutet, ob zum Guten oder Schlechten, und daß sie sich besser darauf einstellen sollen. Jung genug dafür wären sie ja noch.

Selbstverständlich halten auch die Grünen, NEOS, und wie sie sonst noch heißen, nicht mit ihrer Kritik hinter dem Berg. Das passiert aber eher aus einer gewissen Resignation bzw. Neidreaktion heraus, daß man es wieder nicht in irgendeine Regierung geschafft hat.

Nur von der ÖVP hört man so gar nichts zum Thema – oder ist das dem Kiebitzer entgangen? Vermutlich konnte man sich immer noch nicht aus der Schreckstarre lösen und zu einem Entschluß kommen wie es weitergehen soll. Oder es ist endlich in den ÖVP Dickschädeln angekommen, daß Wählerwille über allem steht, und man sich dem besser nicht entgegenstemmt? Aber da ist der Kiebitzer vermutlich zu optimistisch.

Des Kiebitzers Meinung zur Affäre? Er findet es überhaupt nicht gut, daß die FPÖ überall solche großen Gewinne einfährt, daß sie jetzt nicht anderes kann als mitzuregieren. Der Kiebitzer hofft nach wie vor, daß diese Zuwächse auf der Unzufriedenheit mit dem eingefrorenen Status Quo und einem Mangel an Alternativen beruhen, als auf einer wirklichen Gesinnungsänderung der Österreicher.

Darüber hinaus möchte er an das Jahr 2000 erinnern und an die EU Sanktionen nach der Nationalratswahl 1999. Da haben Österreichs Politiker korrekt und geschlossen angemerkt, daß der Ausgang einer demokratischen Wahl zu akzeptieren ist, auch wenn einem besagter Ausgang nicht paßt. Das ist heute so wahr wie damals, auch wenn es nur das Burgenland betrifft…