Privat – Partei

Minister Rupprechter ist also dafür, daß homosexuelle Pärchen Kinder adoptieren dürfen. Wer wäre er, daß er diese Leute ausgrenze, sagt er, ganz neo-christlich, angelehnt an Franziskus. Die FPÖ ist dagegen, gut, die nimmt eh keiner ernst; die Kirche auch, Franziskus wurde wohl nicht extra um seine Meinung gebeten. Die Grünen sind hocherfreut, und die SPÖ möchte bereits ob des überraschenden Sinneswandels einschlägige Gespräche mit der ÖVP führen.

Aber da hat man die Rechnung ohne den Wirt gemacht – ÖVP Obmann Spindelegger schreit VETO und sagt Rupprechter Meinung wäre dessen private und ginge die Partei nichts weiter an. Die Parteimeinung wäre eine andere, sagt er (wieviele Mitglieder er dazu wohl befragt hat?), und überhaupt. Rupprechter meint, man müsse über alles reden können; ja eh sagt Spindelegger, nur nicht darüber und auch nicht gerade jetzt, schließlich habe man Wichtigeres zu besprechen, Stichwort Hypo.

Der Kiebitzer muß Spindelegger Recht geben – es gibt in der Tat wichtigere Diskussionsthemen, Stichwort Hypo. Allerdings läßt die schleppende Art und Weise wie gerade diese Diskussion geführt wird vermuten, daß es genügend Pausen gibt in denen man über etwas anderes, einfacheres, nachdenken kann. Und was gäbe es einfacheres zu diskutieren als Gleichberechtigung – ernsthaft, kann irgendwer dem Kiebitzer irgendwelche seriösen Gegenargumente liefern?

Herr Spindelegger, liebe ÖVP: Es wäre wünschenswert, wenn etwas Schwung in die ganze Gleichberechtigungsdebatte kommen würde. So glazial-österreichisch wie sie im Moment abläuft, werden wir diesbezüglich noch von den Saudis überholt – die haben seit kurzem nämlich eine Frau an der Spitze ihrer größten Bank…