Um Irmgard Griss ist es nach der knapp verpaßten Bundespräsidentenwahl wieder etwas ruhiger geworden. Das Ausmaß der Zustimmung hat sie und die ihren offensichtlich überrascht, beinahe schockiert, anders kann man sich acht Monate des taktischen Herumlavierens und des “ja – nein – vielleicht doch – eventuell – schaun wir mal” nicht erklären. Es gab jede Menge lauwarmer Ansätze was man mit der ganzen Popularität so anstellen soll, aber jetzt sieht es so aus, als hätte sie endlich eine Idee, die sie auch echt anpackt.
Frau Griss bittet zu Tisch. Oder eher, sie läßt sich bitten: zum Mittagstisch ausgewählter Österreicher aus allen Bundesländern. Da soll nicht nur gegessen, sondern auch geredet werden, über die Sorgen und Nöte der ausgewählten Österreicher eben, und das bis zu vier Stunden.
Gut, das tut man neun Mal – und danach? Was smacht man mit der Liste von Nörgeleien und (hoffentlich auch) Verbesserungsvorschlägen? Weil ohne konkrete Möglichkeiten, diese auch umzusetzen, ist die ganze Übung nicht mehr als ein PR Gag, das hätte man über facebook und dergleichen wesentlich billiger haben können. Weil daß die NEOS – die einzige Partei, der Frau Griss im Moment etwas abgewinnen kann und umgekehrt – in absehbarer Zukunft auch nur in die Nähe von so etwas ähnlichem wie Einfluß im Parlament kommen, ist unwahrscheinlich.
Aber vielleicht ist die ganze Aktion auch nur die Aufwärmübung bzw. der Startschuß für eine Parteigründung, dafür ist ein Grassrootsansatz gar nicht einmal so dumm. Und daß Frau Griss Potential hat wissen wir ja seit April.
Ganz alleine ist man aber noch keine Partei – und mit ein paar zufälligen Leuten aus der breiten Masse ist man dabei auch meist schlecht bedient. Da wäre es wahrscheinlich klug, parallel dazu bei den Unzufriedenen der bestehenden Parteien anzuklopfen, am besten bei denjenigen, die aus Gründen von zuviel störendem Rückgrat in der zweiten und dritten Reihe versauern müssen. Dem Kiebitzer würde da spontan Frau Ablinger einfallen, oder Herr Dönmetz, jene Querdenker halt, die man parteiintern lieber einebnet.
Mit so einer Truppe der Unangepaßten läßt sich bei Wählern, die Veränderung über alles stellen, ganz bestimmt ein Staat machen – oder zumindest ein Parlamentseinzug. Na, Mahlzeit!