Der Kiebitzer ist sich seiner Bürgerpflichten bewußt und geht wählen – bzw. er füllt Wahlkarten aus und verschickt die dann. Normalerweise ist er danach damit zufrieden das Ergebnis am nächsten Tag in der (online) Zeitung zu lesen. Dieses Mal war es aber spannend genug: er hat die halbe Nacht vorm ORF livestream verbracht. Und dann prompt die andere Hälfte nicht mehr schlafen können.
Das Ergebnis ist mittlerweile hinreichend bekannt: Mit sehr wenigen Ausnahmen blüht es in den Gemeinden Österreichs blau… Der Kiebitzer interpretiert die Zahlen so:
35,1% der Wähler sind angefressen und hauen mangels ordentlich verinnerlichten anger-managements mit der Faust auf den Tisch, koste es was es wolle.
42,5% von ihnen sind mit den Zuständen auch nicht einverstanden, haben aber noch genügend Selbstbeherrschung um die Grenzen guten Geschmacks nicht zu überschreiten.
22,4% davon halten krampfhaft an der Vergangenheit fest, ob aus mißverstandener Loyalität oder Angst vor Veränderung ist nicht ganz klar, obwohl eigentlich wurscht.
31,5% der Wahlberechtigten haben anscheinend schon so resigniert, daß sie so gar nichts mehr aus der Schockstarre reißt.
Der Kiebitzer zählt sich selbst zur zweiten Gruppe, ist sich aber nicht sicher wer gefährlicher ist – die “Täter” der ersten, oder die “Mitläufer” der letzten. Immerhin, um die paar Leute in der dritten Gruppe muß man sich keine Sorgen machen, die sind eh mit Aussterben beschäftigt.
Wird es – abgesehen von der Stichwahl in vier Wochen – Konsequenzen geben? Unwahrscheinlich, zumindest nicht zeitnah. Trotz der immensen Gnackwatschn, die RotSchwarz ausgefaßt hat (und das nicht zum ersten Mal) wird der Grund für das Malheur nicht in langfristigen inneren Geschehnissen gesucht, sondern in kurzfristigen Äußerlichkeiten: Die Umfragen und deren Ergebnisse sind schuld. Gottseidank hat man wieder einen Sündenbock gefunden, der einen ruhig schlafen läßt; nicht auszudenken man müßte in sich gehen und vielleicht etwas ändern…
Der einzige, der Konsequenzen gezogen hat war Andreas Kohl, der den Ruhestand als “elder statesman” dem Status eines alternden “Politmuppets” vorzieht. Dabei kann der ja wirklich nichts dafür, daß er mit einem Seifenkisterl in der Formel 1 antreten hat müssen… Die Einsicht kam spät – aber immerhin, sie kam, und weil ihm das sicher nicht leichtgefallen ist, verteilt der Kiebitzer Respektszuckerln.
An die Damen und Herren der Regierung: Hätte es in Ihren Reihen in den letzten Jahren mehr Leute gegeben, die wissen wann es genug ist, vielleicht wären weniger als 80% der Österreicher so auf Sie angfressen…
PS: Angesichts dessen, daß sich Österreich aufgrund dieser Wahl in der internationalen Presse wiederfindet, und Kommentare aus diversen rechten Gruppierungen nicht ausgeblieben sind, hat er eine neue Kategorie für seine Posts: “UBP” – unser Bundespräsident. Sieht so aus, als würde er die in Zukunft brauchen.