Sommergespräch 2016 in Blau: H. C. Strache

FPOEDas vierte Sommergespräch dieses Jahres wurde mit H.C. Strache abgehalten, der sich in der ersten Halbzeit ganz zurückhaltend staatsmännisch gezeigt hat, wohl um Norbert Hofer nicht zu schaden. In der zweiten Halbzeit hat er dann mehr Gas gegeben, und konnte sogar ein typisches FPÖ Taferl anbringen. Obwohl sich Strache verdammt gut gewunden hat, wurde er von der Moderatorin ziemlich gut festgenagelt, was den Inhalten im Vergleich zur Woche davor sehr zuträglich war.

  • Was tun Sie als Kanzler gegen die Rekordarbeitslosigkeit?

Zum Auftakt des Interviews kamen jede Menge hohle Phrasen die wir alle schon kennen: Ankurbelung der Wirtschaft, Arbeitsmarktoffensive, Arbeitsplatzschaffung, aber konkret ist H.C. Strache da nicht geworden. Natürlich kann man immer irgend eine Abgabenquote senken, solange man die nicht gegenfinanzieren muß… Oh, dazu meint er man könne ja in der Verwaltung sparen; offensichtlich werden gerade tausende Beamte irgendwo pensioniert, die man nicht nachbesetzen muß.

  • Digitalisierung betrifft jeden 8. Arbeitsplatz in Österreich

Dazu hat Strache so wenig zu sagen als hörte er das Wort zum ersten Mal. Im Gegenzug könnte Strache dem Kiebitzer vielleicht erklären was es genau heißt, daß es so viele innovative Zukunftsarbeitsmöglichkeiten gäbe auf die man nur innovativ reagieren müßte? Gut, wir brauchen durchaus weiterhin Facharbeiter, aber auch das Berufsbild von Tischlern und Schlossern wird sich durch den zunehmenden Einsatz von Robotern drastisch ändern. Interessant auch, daß er besagte Tischler mit Maschinenbauern und Pflegepersonal in einen Topf wirft, wo doch diese Berufsfelder völlig andere (akademische) Ausbildungswege bedeuten…

  • Arbeitslose über 50

Strache erkennt richtig, daß es hier auch gut ausgebildete Menschen gibt die den Betrieben zu teuer wurden. Wie eine staatliche Jobinitiative diesbezüglich aussehen könnte, bleibt er aber schuldig. Und was die älteren Arbeitslosen mit Freiwilligen auf Betriebsfesten zu tun haben ist dem Kiebitzer auch nicht ganz klar.

  • Persönlichkeiten für das blaue Regierungsteam

Da fielen lauter Namen, die man aus irgendwelchen Bundesländerregierungen kennt und ein paar völlig Unbekannte. Fairerweise muß man aber sagen, daß man mit Leuten in der 3. und 4. Reihe der Regierungsparteien genauso wenig auf Du und Du ist, aber dort kann man sich immerhin sicher sein, daß es soviele Reihen gibt. Es ist zwar ganz okay einen totalen Nobody als Gemeinderat einzusetzen, aber als Minister sollte man da schon jemanden mit mehr Erfahrung haben.

  • Ein doppelter Farage zum Öxit

“Wir haben NIE den Austritt aus der Europäischen Union verlangt.”
Einspielung eines Interviews mit Vilimsky aus 2015.
“ICH SELBST habe den Austritt nie gefordert.”

  • Über das letzes Jahr angekündigte, aber bislang nicht durchgeführte Volksbegehren zur Asyl- und Integrationspolitik

Es sei nichts passiert weil “wir ein Verfechter sind der direkten Demokratie im Verfassungsrang” und ein Volksbegehren rechtlich nicht bindend wäre. Das wäre so als würde man ein hinteres Radlager nicht austauschen weil man eh vorne schon mit dem Reservereifen fährt oder so. Aber gut, Hauptsache stänkern und im Notfall nicht mehr auffindbar sein; der Wähler hat eh ein kurzes Gedächtnis.

  • Das muß ich so hinnehmen, daß Sie dieses Zitat von mir so zitiert haben.

HEHE! Was man mit Zitaten nicht so alles machen kann…

  • Der Politiker der Angst vor dem Volk, dem Souverän, und seiner Entscheidung hat, der ist in der Politik falsch, der hat offenbar auch Politik falsch verstanden.

Grundsätzlich richtig. Die Anfechtung der Bundespräsidentenwahl hatte auch nichts mit Angst zu tun, nur mit Ehre. Oder so.

  • Über den wachsenden Zuspruch der FPÖ

“… wir gehen seit über 11 Jahren einen ehrlichen aufrichtigen anständigen konsequenten politischen Weg wo man sich verlassen kann, wo wir nicht die Meinungen wechseln je nach Bedarf und Bedürfnis…” Die beiden Male wo Frau Schnabl ihm hier und heute das Gegenteil bewiesen hat, ausgenommen. Und dann noch “ehrlich aufrichtig anständig” – warum erinnert das den Kiebitzer an die einzige wahre echt demokratische Republik Nordkorea?

  • Zum Thema möglicher Koalitionspartner

Ich lebe da immer eine sehr bewußte realpolitische Äquidistanz. Naja, wenn man von allen Seiten gleich beschossen wird, ist das noch der sicherste Platz.

TOP Meldung:
(Auf die Bemerkung daß eine Volksabstimmung über den Türkeibeitritt auch im Regierungsprogramm steht)

  • Da ist viel drinnengestanden…

NO-NA-NET Meldungen:
(Kleinigkeiten ausgetauscht, und es könnte von jedem kommen.)

  • Mehr Arbeitsplätze bedeuten auf Dauer weniger Arbeitslosigkeit und auch weniger Kosten für den Staat.
  • Was wir am wenigsten brauchen sind neue Steuern.
  • Wir brauchen Facharbeiter.
  • Wir haben eine Situation in der Türkei.
  • Wir haben schon viel erreicht, sind aber noch lange nicht am Ziel.

FLOP Meldung:

  • Es kann ja nicht sein, daß die Mindestsicherung für Menschen die ein Leben lang gearbeitet haben die gleiche ist wie für Asylberechtigte.

Da hat er nicht gut genug recherchiert unser H.C.. Schließlich ist die Mindestsicherung eine Sozialleistung die jedem zusteht; Leute die ein Leben lang gearbeitet haben bekommen außerdem Pension oder Arbeitslosengeld, was eine Versicherungsleistung ist.

FAZIT:

H.C. Strache hat viel heiße Luft von sich gegeben in der er die Regierung angegriffen hat, aber keinerlei konkreten Lösungen gebracht wie man es anders machen könnte. Steuersenkungen hören sich zwar gut an, sind aber nicht das Gelbe vom Ei, soviele Beamte kann man gar nicht entlassen, entschuldigung: nicht nachbesetzen. Als er zweimal mehr oder weniger der Lüge bezichtigt wurde (EU Austritt und unterlassenes Volksbegehren) hat ihn das relativ wenig gestört, weil es nur dann böse ist seine Meinung zu ändern oder Versprechen nicht zu halten wenn das die anderen tun.

Der Kiebitzer hätte sich bei gewissen Sachen durchaus ein etwas härteres Eingreifen der Frau Schnabl erhofft (siehe Flopmeldung) aber zugegebenermaßen hätte man Strache damit wohl noch mehr in die Märtyrerecke gedrückt. Alles in allem nicht schlecht gemacht, besonders das Ausmaß der Selbstbeherrschung hätte der Kiebitzer nie aufgebracht, er hat ein paar Mal schon ordentlich lachen müssen…