Sommergespräch in Blau

FPOENach der letzten Woche dachte der Kiebitzer, es ginge nicht weiter bergab, aber Sommergespräch Nummer vier mit H. C Strache  war der neue Tiefpunkt. Resetarits mutierte zum Stichwortgeber für einen phrasendreschenden, wahlwerbenden Strache, der ständig das Blaue vom Himmel versprochen hat, sollte die FPÖ nur endlich stimmenstärkste Partei werden. Vielleicht sollte Strache das nächste Interview führen, er hat fast mehr nachgefragt als Resetarits…

  • Über Künstler und Intellektuelle

Schade daß man für diese Sendung keine rechtsideologischen Intellektuellen extra für den Herrn Strache auftreiben konnte. Wahrscheinlich war der grade auf Urlaub. Wenn Strache wirklich (Künstler-) Freunde hat, die diese Freundschaft nur unter Ausschluß der Öffentlichkeit zelebrieren, dann tut er dem Kiebitzer fast leid. Freundschaft hat nicht unbedingt mit ideologischer Übereinstimmung zu tun. Aber vielleicht haben die auch nur Angst vor ihm.

  • Regierungsverantwortung teilen – mit wem?

Strache behauptet, daß es mit allen demokratisch gewählten Parteien im Parlament (gibt’s andere?) inhaltliche Übereinstimmungen gäbe und zitiert das Wein- und Stromgesetz als Beweis. Auch mit der Aberkennung des Asylstatus für überführte Dschihadisten steht er, wie wir seit letzter Woche wissen, nicht alleine da. Nur scheint diese Liebe für die anderen Parteien und deren Programm sehr einseitig zu sein. Solange niemand die FPÖ zum eigenen Machterhalt braucht, wird es wohl nichts mit der Regierungsbeteiligung. Wie praktisch, daß er das letzte blaue Regierungsdesaster so schön auf die Spalter vom BZÖ schieben kann.

  • Die Menschen erwarten von uns ideologische Grenzen zu überschreiten, die Scheuklappen abzunehmen und grundsätzlich niemanden auszugrenzen.

Wenn das der Auftrag ist, wieso hapert es dann so mit der Umsetzung? Liegt das an den Scheuklappen der anderen?

  • Über Kompetenzkomponenten

Daß die menschlich-soziale Komponente in der Politik wichtig ist, steht außer Frage, wird man fast ausschließlich wegen dieser gewählt; das fachliche Programm schaut sich eh keiner mehr an, von einer Überprüfung der fachlichen Eignung gewisser Sesselkleber ist schon gar keine Rede mehr. Interessanterweise ist im nächsten Atemzug von den momentanen Fehlentscheidungen die Rede – welche Kompetenzen haben da wohl bei den Entscheidungsträgern gefehlt? Die Frage nach seinen Englischkenntnissen war ein bißchen unfair, schließlich (finanz-) verhandeln nicht die Minister selber, sondern deren Unterhändler, wahrscheinlich genauso mit der Hilfe von Dolmetschern.

  • Migration

Strache hat offensichtlich zum Abendessen einen ganzen Kreidesteinbruch gefressen. Er ist nicht gegen Menschen, die in Österreich eine positive Integration vollzogen haben. Leider läßt er unbeantwortet (weil unhinterfragt ) was das genau heißt. Vom Deutschlernen war die Rede und vom Steuerzahlen. Wahrscheinlich ist auch das FPÖ Wählen mitgemeint, aber halt, so leicht geht das mit der Staatsbürgerschaft auch wieder nicht. Obwohl, ist das dann eine gute Zukunftsentwicklung?

  • Asyl- und andere Gesetze

Der Kiebitzer muß zustimmen: es ist oftmals nicht nötig, Gesetze zu verschärfen, eine Einhaltung der geltenden würde schon reichen. Aber solange man in Österreich mit einer derartig lässigen Grundeinstellung mit dem Leben von Menschen spielt, wird das wohl noch dauern. Daß Strache soweit über den Islam informiert ist, um feststellen zu können, daß religiöse Einrichtungen kein Minarett brauchen, ist löblich. Was er allerdings damit gemeint hat, daß Minarette und Muezzin nicht verfassungsrechtlich gedeckt sind, ist dem Kiebitzer schleierhaft (‘tschuldigung) – daß man die nicht einklagen kann? Möglich, das Recht auf freie Religionsausübung aber schon.

  • Schule und Bildung

Auch beim Thema Gesamtschule sieht der Kiebitzer Übereinstimmungen. Die kann nur funktionieren, wenn man ordentlich Geld in die Hand nimmt, eben für kleinere Klassen, bessere Lehrerausbildung und bessere Schulausstattung. Solange das politisch nicht gewünscht wird – und bei der fast schon jahrzehntelangen Herumwurschtlerei auf diesem Gebiet ist das anzunehmen – steht man mit einem stark differenzierten System besser da.

  • Reformen und Einsparungen

Die besten Möglichkeiten für Einsparungen sieht Strache im Gesundheitswesen (bundeseinheitlicher Spitalsplan) und in der Reduzierung von Verwaltungseinheiten (in Bezirkshauptmannschaften). Anzunehmen, daß weder dort noch da irgendwelche Posten der FPÖ gefährdet sind; auf den Wiener Vizestadtschulrat angesprochen, der 4400 EUR dafür bekommt auf einem kompetenzfreien Sessel zu sitzen, windet er sich gekonnt aus der Schlinge, man brauche halt einen Schülerombudsmann (der sich mit dem Beschwerdebriefen dann sei Büro tapeziert, weil machen darf er ja nichts). Aber, so weit kommt es ja noch lange nicht, weil man vor einer Verwaltungsreform erst die Steuerquote senken muß… Die Reihenfolge hat der Kiebitzer nicht ganz verstanden, wahrscheinlich kann man mit weniger Steuereinnahmen die ganzen Beamten nicht mehr bezahlen, und das Verwaltungsproblem löst sich von selbst.

  • Wir wollen eine föderalistische EU…

… mit landeseigenen Parlamenten, Innen- und Außenpolitik. Und in ein paar Jahren diskutieren wir über eigene Währungen, Grenzkontrollen und Einfuhrzölle. Da muß man dann halt nachverhandeln (welche Punkte genau ist immer noch unklar). Interessant, daß genau das was man im Österreichischen Gesundheitswesen nicht mehr haben möchte, für die EU das Allheilmittel darstellt.

  • Das sind die politischen Realitäten

… daß man nichts gegen den Willen der anderen Parteien machen kann, es sei denn man ist stimmenstärkste Partei, dann kann man es sich richten wie’s einem gerade einfällt.

TOP Meldung:

  • In der neuen Regierungsumbildung findet im Grunde genommen eine Verhöhnung statt.

Völlig richtig, das sehen die meisten Österreicher wohl genauso.

NO-NA-NET Meldungen:
(Kleinigkeiten ausgetauscht, und es könnte von jedem kommen.)

  • Ich bin ein Demokrat.
  • Ich versuche das Interesse der Österreicher in den Mitttelpunkt meiner Politik zu rücken.
  • Ich will inhaltlich etwas weiterbringen für das Land.
  • Ich verstehe die Frustration der Bürger.
  • Natürlich sind wir für eine Verwaltungsreform.

FLOP Meldung:

  • Ich komme aus dem praktischen Leben.

(Zum Thema Bundeskanzlerkompetenz.)
Die anderen kommen also aus dem unpraktischen Leben? Na, seine Mutter war Alleinerzieherin – vielleicht sollte er ja die aufstellen als Kanzlerkandidatin?

FAZIT:
H. C. Strache hat des Kiebitzers Erwartungen völlig erfüllt. Er wirkt wie der starke Mann, gerade aggressiv genug, jemand der tut und ändern würde, wenn er nur könnte wie er wollte. Genauer hingehört stellt man fest, daß er wirklich mehr für die Partei und deren Macht (-erhalt) steht als für Österreich und dessen Bürger, egal was er gerade so von sich gibt. Seine schönste hohle Phrase war: Es geht um die effiziente Gestaltung von neuen und optimierten Einheiten. Herr Resetarits war nicht vorhanden, statt die Augenbrauen hochzuziehen und sich ungläubig zurückzulehnen, hätte sich der Kiebitzer etwas mehr Gegenangriff gewünscht – man hätte die Bälle ja nur zurückspielen brauchen, so schnell und tief sind die jetzt auch wieder nicht gekommen.

An den ORF: Gratulation! Einen besorgten Unternehmer zu finden, der nach einem einzigen Satz von Strache flüstert “Also, das wußte ich nicht, na, wenn Sie das so sagen…” und den Schwanz einzieht, war sicher nicht einfach.