Spitzenpositionen

NiederösterreichIrgendetwas muß seit dem Jahreswechsel in der Luft liegen – in den letzten paar Wochen kracht und rumort es in Österreich wie schon lange nicht mehr. Die neueste Meldung kommt aus Niederösterreich: Erwin Pröll mag nimmer und tritt zurück. Und das nach 25 Jahren als Spitze im Land, wer hätte das gedacht! Natürlich steht die Nachfolgerin Mikl-Leitner schon Gewehr bei Fuß, na, eigentlich tut sie das eh schon seit sie aus Wien heimbeordert wurde und Mitterlehner verdammt alt ausgeschaut hat.

Apropos alt: Pröll meint, mit 71 Jahren hätte er das Pensionsalter lange genug hinausgezögert. In der Politik ist das zwar normalerweise kein Hindernis, aber wenn er das so sagt, dann wird’s schon stimmen. Natürlich hat Prölls Rücktritt nichts mit dem Bericht über siene landesfinanzierte Privatstiftung zu tun – auf solche Gedanken können bloß böse Kiebitzer kommen…

Wie dem auch sei, Prölls Rücktritt schlägt Wellen. Auch wenn Mikl-Leitner eher konservativ ist, ganz so unverrückbar stur wie Pröll kann sie gar nicht sein. Und obwohl er der Partei nicht völlig abhanden kommen wird, wird sein Einfluß auf die Bundespartei und -politik merkbar sinken. Dh. mit ein bißchen Glück und Fingerspitzengefühl könnte Mitterlehner die Partei zu seiner machen und ein paar längst nötige Veränderungen durchsetzen.

Genau das versucht gerade Michael Häupl in Wien. Immerhin auch schon seit 23 Jahren Bürgermeister, scheint er einen geordneten Rückzug vorzubereiten. Wenn er auch zum Silbernen Jubiläum aufhören möchte, dann hat er noch zwei Jahre Zeit dafür.

Den Kiebitzer freuen beide Abgänge – sowohl Pröll als auch Häupl haben das letzte Vierteljahrhundert in Österreich geprägt und mitbestimmt, aber schön langsam wird es Zeit für etwas Neues. Zwar heißt es “was Besseres kommt nicht nach”, aber der Kiebitzer als alter Optimist hält sich lieber an “die Hoffnung stirbt zuletzt”.