Tag Archives: Schule und Bildung

Matura ausfallen lassen – wieso?

Ohne KategorieDie Schulen sind zu, nicht nur in Österreich, sondern in mehr als 130 Ländern weltweit. So lange werden die Kinder zuhause unterrichtet, und je nach persönlichem Einsatz aller Beteiligten im Schüler-Lehrer-Eltern Triumvirat funktioniert das besser oder schlechter oder auch gar nicht. Das ist natürlich ein Problem, und die Lösung diverser “Experten” sieht so aus, dass man Test, Schularbeiten und Abschlußprüfungen wie die Matura einfach ausfallen lässt dieses Jahr.

Gut, teilweise versteht der Kiebitzer den Vorschlag sogar. Jüngere Kinder müssen entsprechend zum Lernen motiviert werden und brauchen auch gewisse Rahmenbedingungen wie einen fixen Stundenplan. Räumliche Trennung von zuhause macht häufig auch einen Unterschied. Und auch die involviertesten Eltern können von Pädagogik keine Ahnung haben – wozu auch, dafür gibt es ja die Schule.

Bei der Matura sieht der Kiebitzer das allerdings völlig anders. Die ist nicht umsonst eine “Reifeprüfung”. Da reden wir schließlich von 18/19jährigen, die die Pflichtschule schon längst hinter sich haben und genug Eigenmotivation aufbringen sollten um sich selbstständig hinzusetzen und den Maturastoff zu lernen. In “normalen” Jahren ist das ja auch nicht großartig anders.

Man darf nicht vergessen, dass die meisten Absolventen einer höheren Schule ein halbes Jahr nach der Matura ein Studium beginnen möchten. Wenn man die noch an der Hand zur Matura leiten muss, brauchen die auf der Uni gar nicht erst immatrikulieren. Dort ist der Umfang jeder einzelnen Prüfung mit dem der Matura zu vergleichen, wenn man das nicht schafft, braucht man gar nicht erst anzutreten.

Natürlich leben wir im Moment in einer Ausnahmesituation. Dem darf auch Rechnung getragen werden, auf allen Seiten. Man könnte die Matura etwa auf mehrere Termine aufteilen – heute Mathe und Deutsch und in 2 Wochen Englisch und wasweissich. Oder man könnte die schriftliche Matura überhaupt erst im August stattfinden lassen. Dann müssten auch die Unis mit ihren Aufnahmsprüfungen flexibler sein, terminlich zumindest. Oder die Nachfrist zur Immatrikulation verlängern.

Es gäbe genügend Varianten dem Problem Herr (oder Frau) zu werden. Man müsste sich nur hinstellen und eine davon durchziehen. Dem Leben muss man sich stellen können, und Schwanz einziehen und auf Hilfe warten ist im echten Leben meistens keine gute Idee. Auch etwas, das man bei einer Reifeprüfung lernen sollte.

Noten: Nicht genügend?

VorarlbergDie neue/alte Regelung, auch im 2. Schuljahr Noten statt verbaler Beurteilungen zu vergeben, stößt in gewissen Kreisen auf Ablehnung. An zwei Volksschulen in Vorarlberg nämlich, wo sich knapp die Hälfte der Eltern “weigerten, die Ziffernzeugnisse in Empfang zu nehmen” (was immer das auch heißen soll), und wo zwei Lehrerinnen aus Protest in ihren Klassen ausschließlich Zweier geben wollten. Die Sache hat sich mit dem Beginn der Semesterferien eh erledigt, aber nicht ohne dass das Bildungsministerium mit Konsequenzen drohen musste.

Der Kiebitzer versteht das Problem nicht ganz, was wahrscheinlich daran liegt, dass er selber ausschließlich mit Noten beurteilt wurde, von der Volksschule bis auf die Uni. Und er hält sich trotzdem für einen vergleichweise ausgeglichenen und normalen Menschen. Meistens, jedenfalls.

Jenen Eltern, die durch diese Art der Beurteilung schwere Schäden bei ihren Kindern an die Wand malen, sei folgendes ins Mitteilungsheft geschrieben:

  1. Noten sind nicht notwendigerweise für die Kinder gedacht, sondern als Kurzzusammenfassung für die Eltern bzgl. Juniors Leistung. Später geht es dann um den Einstieg in weiterführende Schulen, Lehrstellen bzw. Arbeitsplätze, aber da sind die Ziffern anscheinend eh kein Problem.
  2. Schulkinder vergleichen sich auch ohne Noten ständig miteinander. Die wissen ganz genau, wer die besten Deutschaufsätze schreibt, und mit wem man die Mathelösungen gar nicht erst vergleichen muss. Dazu brauchen die keine Zeugnisse, keine Tests, nur mehrere Stunden täglich, die sie miteinander in der Klasse verbringen. Und weil die Eltern da in der Regel und gottseidank nicht dabei sind, braucht es eben Zeugnisse.
  3. Und wie die genau ausschauen, ist eigentlich völlig wurscht. Kein Lehrer wird einem Schüler kommentarlos eine Note geben. Das war nicht einmal zu den Kiebitzerschen Volksschulzeiten so, wo die größte pädagogische Neuerung die Abschaffung der Prügelstrafe war.

Wahrscheinlich ist das einzige, was bei der Notengebung traumatisiert hervorgeht, das Ego gewisser Eltern, die zum ersten Mal vor der Bestätigung stehen, dass ihr Zuckerschnäuzelchen durchaus nicht alles recht und richtig macht. Und eine solche Bestätigung ist halt nicht immer leicht verdaulich.

Im übrigen ist ja wohl nicht verboten, zusätzlich zur Note eine verbale Beurteilung abzugeben. Wenn die Lehrer gerne zu jedem Schüler und jeder Note ein 5-seitiges Dossier anfertigen möchten, um das Ego der Eltern zu streicheln, dann bitte gerne! Das ist dann halt für die Lehrer, die sonst nix zu tun haben.