Im Winter letzten Jahres haben sich die Tiroler gegen eine Bewerbung für Olympia 2026 ausgesprochen, und generell ist die Stimmung eher gegen Großveranstaltungen als dafür. Das hat sich anscheinend nicht bis in die Steiermark durchgesprochen, weil nämlich vor ein paar Tagen die Bürgermeister von Graz und Schladming laut darüber nachgedacht haben, selbst eine solche Bewerbung einzureichen. Die Entscheidung der beiden fiel einstimmig, und das Schöne an der Sache ist der nahende Einsendeschluß Ende März diesen Jahres, da geht sich beim besten Willen keine Volksbefragung mehr aus.
Um das Volk doch noch milde zu stimmen, werden “nachhaltige Spiele” versprochen (schon wieder), sowie das Nutzen bereits vorhandener Sportstätten. Und weil es in der grünen Mark nicht alles gibt, werden andere Austragungsorte genannt: Bischofshofen zum Beispiel; für ein paar Sportarten ist man gewillt bis nach Bayern auszuweichen.
Dem Kiebitzer stellen sich hier ein paar Grundsatzfragen. Nach der offensichtlichen (wie angesoffen waren die Herren, als ihnen das eingefallen ist?), die böse: Haben die ganzen kolportierten Mitaustragungsorte das auch aus der Zeitung erfahren so wie der Rest der Steirer? Haben die schon etwas gesagt dazu, oder passiert “ghosten” heute auch auf höchsten Ebenen? Und dann kommt noch die praktische Frage: Hat irgendwer an die Logistik gedacht?
Die Damen und Herren Spitzensportler wird man zwar nicht großartig in der Gegend spazierenfahren müssen; die angereisten Journalisten schon eher; und es gibt ganz bestimmt Wintersportfans, die nicht ausschließlich auf eine einzige Sportart fixiert sind. Diese Massen bringt man genau wie von einem Ort zum anderen? Im speziellen, da man bereits versprochen hat “keine Milliarden in die Infrastruktur zu stecken”?
Weil: ganz ohne wird es nicht gehen. Die Ennstalbundesstraße, die man ab der Autobahnabfahrt Liezen bis nach Schladming benutzen muß, schafft kaum ein normales Weihnachtseinkaufssamstagsverkehrsaufkommen. Und die Eisenbahn, die sich hochromantisch durchs Ennstal windet, ist auf der gesamten Strecke Selzthal – Schladming einspurig. Der Kiebitzer nimmt an, daß man ein paar Sonderzüge einschieben wird, sonst würde er noch erwähnen, daß der letzte ICE von Graz Richtung Salzburg über Schladming um 16 Uhr irgendwas fährt, danach gehen nur mehr Pemperlzüge in diese Richtung, und die auch nur bis Wald am Schoberpaß oder so. In der Gegenrichtung, sprich von Salzburg bzw. Bischofshofen nach Schladming schaut es nicht viel anders aus.
Anzunehmen, daß den Herren Bürgermeistern das nicht so bewußt war, in ihrem olympischen Dusel. Und vielleicht lassen sich derartige Dinge – die teilweise seit 20 Jahren schon tot sind – mit ein bißchen olympischem Druck in den nächsten 8 Jahren wiederbeleben und lösen. Wozu haben wir schließlich eine Umweltministerin, die beim Wort “Wirtschaft” schwache Knie bekommt…