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Österreich: Hansoku-make!

Ohne KategorieAusschluß für Österreich: Die Internationale Judo Föderation hat Wien die Judo-WM 2021 aberkannt. Grund dafür ist, daß von den 6 Millionen Euro, die die Föderation hätte bekommen sollen, nur 2 (rechtzeitig) geflossen sind. Und nachdem die zweite Rate zum Stichtag 30. September nicht überwiesen war, hat die IJF die Reißleine gezogen. Das war’s dann.

Stellt sich die Frage, wie es soweit kommen konnte. Weil, ganz ehrlich, auf so einem Level sind 6 Millionen praktisch Kleingeld. Und der Herr Sportminister hatte die Summe ja schon zugesagt. Aber das war der HC Strache, zu besseren Zeiten und lange vor der letzten Wahl. Und wenn sich der Kiebitzer recht erinnert, gab es schon länger, na, nennen wir es Kommunikationsschwierigkeiten zwischen dem Bund, der Stadt Wien als Austragungsort und dem Österreichischen Judoverband. Die drei schieben sich schon länger, jetzt aber ganz besonders, den schwarzen Peter zu, eine typisch österreichische Problemlösung halt. Und unser Judoverband hat übrigens gerade einen neuen Vorstand gewählt, rein zufällig natürlich.

Die Moral von der Geschichte ist wie aus dem Bilderbuch: Du kannst kein Geld ausgeben, das Du nicht hast. Und wenn Du das tust, brauchst Du die richtigen Leute auf Deiner Seite, am besten mit notariell beglaubigter Unterschrift.

Zurückgezogen: Olympia 2026

SteiermarkMit einer gewissen Befriedigung kann der Kiebitzer vermelden: Die steirische Bewerbung für Olympia 2026 wurde zurückgezogen! Und zwar gleich von ganz oben, dem ÖOC, das jetzt der steirischen Landesregierung zu wenig Enthusiasmus vorwirft.

Tja, ohne Geld kein Olympia, so ist das halt!

Ganz ohne Geld wäre es auf gar keinen Fall gegangen, alleine die Machbarkeitsstudie im Auftrag der Stadt Graz hat 180.000 EUR gekostet. Für das Ergebnis, daß Olympia 2026 ohne extra Steuergeld durchgeführt hätte werden können und nicht einmal 1.2 Mrd. EUR gekostet hätte. Ja, wenn man Kosten ausscheidet, die der Bund übernimmt (Sicherheit – wirklich nur 50 Millionen?) oder auch Investitionen in notwendige Infrastruktur (das wird heutzutage vom IOC mitfinanziert, echt?) hört sich das alles schon sehr machbar an – und vor allem ziemlich gefällig.

Gerade die Infrastruktur aber wäre sehr, sehr teuer geworden; alleine um den gordischen Knoten zu entwirren, der sich seit Jahrzehnten um das Nadelöhr Ennstal gebildet hat, wäre einiges an (politischem) Kleingeld nötig. Aber darüber hat sich der Kiebitzer eh schon ausgiebig beschwert. Natürlich muß man dazusagen, daß die durchgehend ländlichen Partnerregionen von einer verbesserten Infrastruktur durchaus profitiert hätten. Aber auch wenn es dabei nicht nur um überdimensionierte Sportstätten gehen würde, ist eine längerfristige Planung mit Augenmaß einem schnellen und teuren Prestigeprojekt vorzuziehen.

Aber egal, der Kelch ist an der Steiermark vorübergegangen, auch ohne eine, im Ergebnis wahrscheinlich absehbare, Volksbefragung. Selbstverständlich sind die Bürgermeister von Graz und Schladming, die die Sache (wahrscheinlich bei zu viel Schladminger Bier) ausgeheckt haben, ziemlich sauer, und werfen der Opposition vor Verhinderer und perspektivenlose Neinsager zu sein.

Der Kiebitzer würde sich eine ganz neue Perspektive wünschen, in der Politiker die Staatskasse nicht einfach als Selbstbedienungsladen für kurzsichtige, persönlich motivierte Vorzeigeprojekte sehen.

Ja, eh. Hoffen wird man wohl noch dürfen…

Endloses Olympia

SteiermarkIm Winter letzten Jahres haben sich die Tiroler gegen eine Bewerbung für Olympia 2026 ausgesprochen, und generell ist die Stimmung eher gegen Großveranstaltungen als dafür. Das hat sich anscheinend nicht bis in die Steiermark durchgesprochen, weil nämlich vor ein paar Tagen die Bürgermeister von Graz und Schladming laut darüber nachgedacht haben, selbst eine solche Bewerbung einzureichen. Die Entscheidung der beiden fiel einstimmig, und das Schöne an der Sache ist der nahende Einsendeschluß Ende März diesen Jahres, da geht sich beim besten Willen keine Volksbefragung mehr aus.

Um das Volk doch noch milde zu stimmen, werden “nachhaltige Spiele” versprochen (schon wieder), sowie das Nutzen bereits vorhandener Sportstätten. Und weil es in der grünen Mark nicht alles gibt, werden andere Austragungsorte genannt: Bischofshofen zum Beispiel; für ein paar Sportarten ist man gewillt bis nach Bayern auszuweichen.

Dem Kiebitzer stellen sich hier ein paar Grundsatzfragen. Nach der offensichtlichen (wie angesoffen waren die Herren, als ihnen das eingefallen ist?), die böse: Haben die ganzen kolportierten Mitaustragungsorte das auch aus der Zeitung erfahren so wie der Rest der Steirer? Haben die schon etwas gesagt dazu, oder passiert “ghosten” heute auch auf höchsten Ebenen? Und dann kommt noch die praktische Frage: Hat irgendwer an die Logistik gedacht?

Die Damen und Herren Spitzensportler wird man zwar nicht großartig in der Gegend spazierenfahren müssen; die angereisten Journalisten schon eher; und es gibt ganz bestimmt Wintersportfans, die nicht ausschließlich auf eine einzige Sportart fixiert sind. Diese Massen bringt man genau wie von einem Ort zum anderen? Im speziellen, da man bereits versprochen hat “keine Milliarden in die Infrastruktur zu stecken”?

Weil: ganz ohne wird es nicht gehen. Die Ennstalbundesstraße, die man ab der Autobahnabfahrt Liezen bis nach Schladming benutzen muß, schafft kaum ein normales Weihnachtseinkaufssamstagsverkehrsaufkommen. Und die Eisenbahn, die sich hochromantisch durchs Ennstal windet, ist auf der gesamten Strecke Selzthal – Schladming einspurig. Der Kiebitzer nimmt an, daß man ein paar Sonderzüge einschieben wird, sonst würde er noch erwähnen, daß der letzte ICE von Graz Richtung Salzburg über Schladming um 16 Uhr irgendwas fährt, danach gehen nur mehr Pemperlzüge in diese Richtung, und die auch nur bis Wald am Schoberpaß oder so. In der Gegenrichtung, sprich von Salzburg bzw. Bischofshofen nach Schladming schaut es nicht viel anders aus.

Anzunehmen, daß den Herren Bürgermeistern das nicht so bewußt war, in ihrem olympischen Dusel. Und vielleicht lassen sich derartige Dinge – die teilweise seit 20 Jahren schon tot sind – mit ein bißchen olympischem Druck in den nächsten 8 Jahren wiederbeleben und lösen. Wozu haben wir schließlich eine Umweltministerin, die beim Wort “Wirtschaft” schwache Knie bekommt…