Das Abdullah-Zentrum für Interreligiösen Dialog braucht ein neues Feigenblatt: Frau Bandion-Ortner wurde zurückgetreten, was hoffentlich dazu führen wird, daß an der Spitze der Organisation mehr Kompetenz und weniger Naivität einziehen werden. Obwohl, eigentlich heißt es ja “was besser’s kommt net noch”, aber es heißt ja auch daß die Hoffnung zuletzt stirbt.
Auf alle Fälle ist man dabei, das ganze Ding auf bessere Beine zu stellen, und anscheinend hat unser Außenminister da seine Hände im Spiel. Was den Kiebitzer schon irgendwie verwundert, weil: was ist denn dieses Zentrum dann eigentlich? Eine echte internationale Organisation als die es immer dargestellt wird, kann es nicht wirklich sein, wenn unser kleines Land derartige Dinge lostreten kann (der Kiebitzer erlaubt sich anzunehmen, daß der Anstoß zur Neuordnung nicht aus Saudi-Arabien gekommen ist). Das wäre ja fast so, als könnte Österreich den UN Generalsekretär in Pension schicken, ohne daß sich darüber großartig aufgeregt wird.
Interessant auch, was die ganzen Änderungen bringen soll, unter anderem “…soll…die Unabhängigkeit des Zentrums von nationalstaatlichem politischen Einfluß gewährleistet werden.” Aha. Das heißt, das ist im Moment nicht gewährleistet? Naja, offensichtlich, wenn man sich den Einfluß unseres Herrn Kurz so anschaut. Damit ist es dann allerdings in Zukunft vorbei. Man kann nicht von den einen erwarten auf ihren Händen zu sitzen, während man selbst den großen Dirigentenstab schwingt.
Aber gut, bislang ist ja nur von einem “Zusammenschluß” die Rede, von Leuten aus Österreich, Saudi-Arabien und Spanien. Also mehr so ein Stammtisch von älteren Herren, die zufällig aus verschiedenen Ländern kommen und abends halt bei einem Bier diskutieren was ihnen gerade so vorkommt. Angeblich gab es in den letzten 18 Monaten 50 Veranstaltungen mit 3500 Teilnehmern 30 verschiedener Religionen, die dann wahrscheinlich über Religion und ähnliches diskutiert haben. Also, so groß kann der Wirkung dieser Konferenzen nicht gewesen sein, sonst hätte die Presse wohl darüber berichtet; wobei der Kiebitzer zugibt nicht jede Tageszeitung jedes der 100 Länder aus denen obige Teilnehmer angereist sein sollen, zu verfolgen.
Das ist allerdings insofern wurscht, als derartige Konferenzen ohnehin völlig für den Hugo sind. Es werden nämlich eh immer nur die gleichen Leute eingeladen, die sich bei den immer gleichen Themen darüber einig sind eh die gleiche Meinung zu haben. Zum Beispiel wird da sehr häufig “Toleranz” gepredigt. Es wird wohl niemanden überraschen, daß der Papst und der Oberrabbiner von Jerusalem da einer Meinung sind, daß Toleranz wichtig ist. Ist ja nicht so, daß sich letzterer im Westjordanland vor ein palästinensisches Dorf hinstellt und den aufziehenden Planierraupen ein “Toleranz” entgegenschreit. Das dürfen schon andere machen.
Und genau die Leute, die Toleranz am nötigsten gepredigt bekommen müßten – die netten Leute von der ISIS, Al Kaida und ähnlich Berufene anderer Religionen – sind bei solchen Konferenzen nicht vertreten. Nicht, daß die freiwillig kommen würden, aber sich dann gegenseitig im Altherrenclub auf die Schultern zu klopfen wie nett und freundlich und tolerant man doch ist, wird unten auf der Straße niemanden vor einem Selbstmordattentäter schützen.
Der Kiebitzer denkt, daß es das beste wäre, das Abdullah-Zentrum für Interreligiösen Dialog wegen Nichterfüllens des selbstgestellten Auftrages einfach zu schließen. Ersatzlos. Die ganzen Millionen die man dafür aufwendet, kann man viel gezielter an der Basis einsetzen, bei jenen Leuten, die versuchen, das Übel der Radikalisierung an der jugendlichen Wurzel zu packen und auszurotten. Es wäre gut, diesen engagierten Leuten – völlig unabhängig von Land und Religion – ordentliche finanzielle und andere Unterstützung zu geben. Diese kleinen Leute sind die einzigen, die etwas bewirken können. Unterstützen wir sie – etwas anderes können wir uns nicht leisten.